Königsweg
Kann eine Pleite unterhaltsam sein? Alban Berg, Anton
Webern und Arnold Schönberg haben jedenfalls 1921,
um ihren „Verein für musikalische Privataufführungen“
vor dem Konkurs zu retten, Adaptionen der populärsten
Walzer Johann Strauß’ geschaffen. Das Benefiz-Konzert
und die anschließende Auktion ihrer Partituren waren
zwar erfolgreich, doch den Verein konnten sie letztlich
nicht retten. Die vier Walzer-Partituren blieben aber
erhalten: Das Thomas-Christian-Ensemble aus Wien hat
die ungewöhnlichen Arrangements jetzt erstmals auf CD
eingespielt.
Kostgänger
Den „Verein“ hatten die drei Komponisten als Alternativmodell
zum etablierten „offiziellen Musikbetrieb“
gegründet. Sie wollten ausschließlich für ihre Mitglieder
„mustergültige Aufführungen“ organisieren, die woanders
unter den „Zwängen des musikalischen Alltags“ nicht so
sorgfältig einstudiert wurden. Es gelang aber nicht,
genügend zahlende Mitglieder anzuwerben, um die
Kosten zu decken. So gab es aus finanziellen Gründen
immer wieder Konzerte, um Geld in die Kasse zu
bekommen. So auch am 27. Mai 1921, als die vier
Walzer Premiere feierten ...
Republik-Flucht
Was kaum jemand weiß: Auch Schönberg hatte eine
gehörige Portion Humor: Während einer Tournee seines
„Pierrot lunaire“-Ensembles schuf der Meister als
Kontrast und seither beliebtes Zugaben-Stück seine
neue Version des „Kaiserwalzers“. Hatte Strauß das
Stück für den preußischen Kaiser Wilhelm II. komponiert,
machte Schönberg daraus einen Walzer für Österreichs
Franz Joseph II., indem er die von Haydn komponierte
„Kaiserhymne“ in die Strauß-Vorlage einfließen ließ –
was für ein Heidenspaß ...
Walzerseligkeit
Mit seinen ebenso akribisch wie musikantisch
daherkommenden Bruckner- und Mahler-Einspielungen
hat sich das Wiener Ensemble schon erfolgreich am
„Vereins“-Repertoire bedient. Natürlich finden auch bei
dieser Einspielung der mit schmelzendem Ton
aufspielende Primarius Thomas Christian und seine
Kollegen zu einer ebenso faszinierenden Einheit
zusammen.