Bergeshöh´n
Das ist Männergesang vom Feinsten: Die Neue
Detmolder Liedertafel belebt eine vielfach
belächelte Tradition mit frischem Geist und Sinn
für das Schöne. Und was die fünfzehn
stimmgewaltigen Herren gemeinsam mit den vier
Detmolder Hornisten zum Besten geben, kann
sich hören lassen: Die Männerchöre von Robert
Schumann und Albert Lortzing, vereinigt auf
einer Doppel-CD, bilden den Gipfel romantischer
Sangeskunst, vor Allem, wenn sie so vortrefflich
dargeboten werden.
Kommt, Brüder
Dabei war das Singen in der Männerrunde
vielleicht zunächst nur ein Vorwand, um sich –
ohne in den Geruch konspirativer Betätigung zu
geraten – in aller Öffentlichkeit versammeln zu
können. Bei der „Dresdner Liedertafel“, die
Schumann einige Zeit leitete, folgte einer Stunde
des Musizierens immer eine Stunde
parlamentarischer Diskussion – kaum zu
glauben, dass die Obrigkeit im Vormärz dem
tatenlos zugeschaut hätte, wenn man sich nicht
zum eigentlich unverdächtigen Singen
verabredet hätte.
Meeresgrund
Die politische Debatte findet aber auch in der
Musik statt: „Der Eidgenossen Nachtwache“,
„Freiheitslied“, „Schwarz-Rot-Gold“ – Gedichte
der Revolutionsdichter von Freiligrath bis
Klopstock vertont Schumann für seine
Liedertafel. Dass der musikalische Anspruch
dabei nicht auf der Strecke bleibt, zeigen seine
„Ritornelle“ auf Texte von Rückert, allesamt
höchst kunstvolle Kanons. „In Meeres Mitten“ ist
besonders raffiniert: Von Durchgang zu
Durchgang sinkt der Kanon um eine Tonstufe
nach unten…
Oberwasser
Zu Albert Lortzing hat die Neue Detmolder
Liedertafel eine besondere Verbindung, wirkte
doch Lortzing selbst einige Zeit am Hoftheater
der Lippischen Residenz. Die Männerchöre
hielten ihn und seine Familie in späteren
schwierigen Zeiten über Wasser. Von heiter bis
besinnlich ist alles dabei, einschließlich
überraschender Anklänge an „Zar und
Zimmermann“ und „Wildschütz“ – so lässt man
sich romantischen Chorgesang gerne gefallen!