„Aus der Sackgasse der Atonalität“ führt die Musik von Alexander Asteriades. Und nicht von
ungefähr bildet die Komposition von klavierbegleiteten Liedern, ganz in der Tradition des 19.
Jahrhunderts, einen wesentlichen Bestandteil seines Schaffens. Wie bei den großen
Vorbildern finden sich Goethe, Eichendorff und Möricke unter den Textdichtern – dann aber
auch Georg Trakl und Nikos Kazantzakis. Dessen „Heil dir, Mensch!“ vertont Asteriades mit
hinzugefügtem „Kikeriki!“ auf höchst originelle Weise – und zeigt damit, dass tonales
Komponieren durchaus progressiv sein kann.
Obschon tonal, stellen die Lieder doch höchste Anforderungen an die Musiker: Große
Sprünge, extreme Lagen und lange Melodiebögen setzen einen äußerst versierten Sänger
voraus, der vom Pianisten einfühlsam und facettenreich begleitet wird. Wie gut Jörg
Gottschick und Paul Rivinius diese Aufgabe meistern, kann man exemplarisch in den „3
Nachtgesängen“ erleben: Eichendorffs großartiges „Zwielicht“ erhält eine doppelbödige
Intensität, die sich durchaus mit dem berühmten Schumannschen Vorläufer messen lassen
kann.
Gemeinsam mit Nicola Birkhan und Verena Obermayer widmet sich Paul Rivinius dem
Klaviertrio „Variationen über Motive aus dem Buch Hiob“. Alexander Asteriades hat die
Bibelübertragung durch Martin Buber als Inspirationsquelle für das fünfteilige Werk
herangezogen. Bubers Text versucht, dem Sprachrhythmus des hebräischen Originals zu
folgen und erhält dadurch eine ganz eigene Musikalität. Aus einer kleinen Keimzelle
entwickelt der Komponist das musikalische Material, das in kunstvoller Verarbeitung den
Stimmungen des berühmten Lehrbuches nachspürt.
Dass Alexander Asteriades als Komponist Autodidakt ist, ist seiner Musik nicht anzuhören. Als
ausübender Musiker, Pädagoge und nicht zuletzt als Musikwissenschaftler hat er die Werke
der berühmten Kollegen studiert, die für ihn dadurch zum Lehrmeister wurden. Spuren aus
600 Jahren Musikgeschichte finden sich in seinem Werk, das nicht nur die Enthusiasten der
zeitgenössischen Musik neugierig machen dürfte.