Panorama
Wie kann man heute noch zeitgemäß traditionelle
Kammermusik komponieren? Alexander Asteriades
gelingt mühelos der Spagat zwischen
ambitioniertem künstlerischem Anspruch und
erfrischend zugänglicher Klanglichkeit. Inspiration
findet er häufig in literarischen Vorlagen, so auch in
seinem Streichquartett und natürlich den neun
Liedern, die einen attraktiven Blick in die
musikalische Vorstellungswelt des Komponisten
geben.
Meerstern
Im Zentrum des dreiteiligen Streichquartetts steht
ein Ricercar über den Hymnus „Ave maris stella“, in
dem Asteriades sehr konsequent kontrapunktische
Techniken einsetzt. Eduard Mörike liefert die
Vorlage für den ersten Teil, während der dritte auf
einen Satz von Nikos Katsantsakis verweist: „Heil dir
Mensch, zweibeiniges zerrupftes Hähnchen…“.
Geschickt verbindet Asteriades die klassische
Rondoform mit programmatischer Ausdeutung -
Kikeriki inbegriffen…
Pfadfinder
Der Tonsatz ist durchaus tonal, auch wenn es keine
Dreiklangsbezüge gibt. Das Giocoso String Quartet
präsentiert die Harmonik aus Quinten, Quarten und
Ganztonsequenzen meisterhaft. Als Komponist ist
Asteriades Autodidakt: als Geiger,
Musikwissenschaftler und Doktor der Philosophie ist
er aber hörbar bei den großen Meistern aus 6
Jahrhunderten in die Lehre gegangen, die ihn auf
einen ganz eigenen Weg gebracht haben.
Horizont
Ursula Thurmair und Jörg Gottschick singen die
Lieder auf Texte von Walter von der Vogelweide bis
Joachim Ringelnatz, die Paul Rivinius mit feinem
Klavierspiel begleitet. Ganz in der Tradition des
klassischen Klavierlieds des 19. Jahrhunderts
erweitert die Musik die zauberhaften Gedichte um
eine neue Bedeutungsebene, gesanglich komponiert
und dennoch in zeitgemäßer Tonsprache, wie es
heute selten zu hören ist.