Vor 100 Jahren
Zwei „Klassiker“ der letzten Jahrhundert- und
Zeitenwende, präsentiert vom Leipziger Streichquartett:
Schönbergs spätromantisches Streichsextett
„Verklärte Nacht“ und sein frühes zwölftöniges
Streichquartett Nr. III – beides Werke, auf deren
Interpretation durch die Leipziger Kammermusik-
Senkrechtstarter man gespannt sein muss ...
Vor allem ausdrucksstark
Richard Dehmels Gedicht Verklärte Nacht muss den
22jährigen Schönberg vollends in seinen Bann
gezogen haben, denn er vertonte es mehrfach. In
seinem berühmten Sextett übernimmt er nicht nur die
formale, fünfteilige Gliederung des Gedichtes,
sondern fängt die faszinierende, spannungsgeladene
Stimmung des Textes ein, die zwischen zerreißend
schöner Melodik und spätromantischem Klangrausch
pendelt.
Vordergründig klassisch
Schönberg geht in seinem III. Streichquartett trotz
seiner Zwölftönigkeit klassische Wege. Er entfaltet
den ersten Satz – wie weiland Mozart – in der
ehrwürdigen Sonatenform, gestaltet den zweiten
liedhaft, den dritten wie ein klassisches Menuett und
den Schlusssatz als Rondo. Gefüllt wird diese Form
jedoch mit der revolutionären expressiven
Tonsprache seiner Zwölftontechnik.
Vorsätzlich erstklassig
Die vier Musiker des Leipziger Streichquartetts haben
es reichlich bewiesen, dass sie ihren erstklassigen
Namen in der Kammermusikwelt zu recht führen:
Spätestens seit den MDG-Einspielungen mit
Kompositionen der 2. Wiener Schule und dem eben
abgeschlossenen, spektakulären Schubert-Zyklus
sind Andreas Seidel, Tilman Büning, Ivo Bauer und
Matthias Mossdorf zum „most sophisticated and
imaginative ensemble at the moment“ (BBC)
geworden. Auf dieser CD werden sie von Hartmut
Rohde (Professor für Viola an der Hochschule der
Künste, Berlin) und dem Cellisten Michael Sanderling
(Professor an der Berliner „Hanns- Eisler“-
Musikhochschule) spielerisch unterstützt.