Heranziehende Gewitter
Diese Einspielung beleuchtet Phasen im Leben des großen
Pioniers der Neuen Musik, die bisher im Schatten standen -
sie bietet nicht nur die Ersteinspielung seines ersten
Instrumentalwerkes, des Scherzo für Streichquartett,
sondern verweist auf die spannende Phase der gärenden
Auseinandersetzung mit der spätromantischen Musik - auf
die Sturm und Drangzeit eines zornigen Genies, das wenige
Jahre später die Musikwelt mit seiner Zwölftontechnik
entzweien sollte.
Regenbogen
Gleichzeitig wirft diese Einspielung ein Schlaglicht auf das
Alterswerk Schönbergs; die Phantasie für Violine op. 47 -
der letzten Komposition des nach Amerika geflohenen
großen Musikers - verweist auf die Weisheit und
Abgeklärtheit, mit der Schönberg den Kreis zu seinen
letztlich auch richtungsweisenden Jugendwerken schließt.
Wie in aller Welt ...?
Im Zentrum dieser CD steht Schönbergs Pierrot lunaire,
eine nicht zu fassende, ausdrucksgeladene Kammermusik,
an deren „Sprechstimme“ so mancher musikalisch
ungeschulter Schauspieler ebenso scheitern muß wie der
Sänger, der seinen Worten nicht traut: „Die Melodie ist nicht
zum Singen bestimmt. Sie ist unter Berücksichtigung der
Tonhöhe in eine Sprechmelodie umzuwandeln. Es wird aber
auch kein Sprechen angstrebt ... Es darf aber auch nie an
Gesang erinnern.“
Doppelt ist besser
Der große internationale Erfolg, den die Schauspielerin
Salome Kammer mit dem Pierrot lunaire verzeichnen
konnte, basiert nicht zuletzt auf ihrer Doppelbegabung als
ausgebildete Schauspielerin und Musikerin. Ihr neuer
interpretatorischer Ansatz geht auf eingehende Studien der
Aufführungspraxis zu Zeiten Schönbergs zurück. In Salome
Kammers überzeugender, von dem Ballast der
Mißverständnisse bereinigter Interpretation erhält der Pierrot
den bestürzenden Ausdruck zurück, den Schönberg ihm
beimaß.
1. Garde
„Endlich wieder mit Gefühl“ - könnte man die
bahnbrechenden Interpretationen des Neuen Leipziger
Streichquartetts überschreiben, mit der sie in den letzten
Jahren den Werken der Zweiten Wiener Schule zu neuer
Popularität verhalfen. Technische Perfektion und Gefühl
kennzeichnet daher auch die Einspielung des Ensemble
Avantgarde. in dem sich das renommierte Quartett mit Ralf
Mielke (Flöte), Matthias Kreher (Klarinette), Josef Christof
und Steffen Schleiermacher (Klavier) erweitert hat. Die
Musiker gestalten seit Jahren zusammen die „Musica nova“
im Leipziger Gewandhaus und sind regelmäßig Gast bei
Festivals in Berlin, Dresden, Köln und Frankfurt. Principal
Guest und kongenialer Partner für diese Aufnahme des
„Pierrot lunaire“ ist der Komponist und Dirigent Hans
Zender.