verpackt
Mehr als 20 Kartons voll mit Noten, darunter
unveröffentlichte Manuskripte und längst vergriffene
Druckausgaben, fand Johann Blanchard in einer
Garage bei Verwandten. Welche Kostbarkeiten
dabei ans Tageslicht kamen, wurde dem jungen
Pianisten schnell bewusst. Stücke der zu Lebzeiten
äußerst populären Pianistin und Komponistin Cécile
Chaminade fanden sich in großer Zahl. Und so
entschloss sich Blanchard, sein Solo-Debüt bei
MDG mit einer pianistisch höchst anspruchsvollen
Werkschau dieser außergewöhnlichen Künstlerin
zu gestalten.
verehrt
Chaminade genoss einen enormen Ruf, und das
weltweit: In England wurde sie von Königin Victoria
empfangen, nach ihrem ersten Besuch in den USA
gründeten sich zahlreiche Chaminade-Societies,
und in ihrer französischen Heimat wurde sie in die
Ehrenlegion aufgenommen – als erste Komponistin
überhaupt! Klavierkompositionen und Lieder bilden
den Schwerpunkt ihres Werkes; den Beginn macht
Johann Blanchard mit der dreisätzigen
Klaviersonate, Chaminades einziger Beitrag zu
dieser Gattung. Zwar steht die Sonate in
romantischer Tradition von Beethoven bis Brahms,
der dritte Satz aber weist schon auf das virtuose
Element hin, ist er doch identisch mit der Etüde op.
35 Nr. 4.
verführt
Und als „Etüden“ sind auch die anderen Werke
dieser Veröffentlichung bezeichnet. Dabei handelt
es sich allerdings weniger um technisch orientierte
Fingerübungen, sondern vielmehr um ausdifferenzierte
Charakterstücke von gleichwohl enormen
pianistischen Anforderungen. Beinamen wie „pathétique“,
„symphonique“ oder „humoristique“
benennen den Charakter schon im Titel – und die
Erwartungen des Publikum werden nicht
enttäuscht: Die „Étude romantique“ enthält
Anklänge an Liszt, während die „Étude mélodique“
den Einfluss Schumanns erkennen lässt.
verwöhnt
Johann Blanchard verbindet eine enge Beziehung
zu Cécile Chaminade: Sein Vater, ebenfalls
Konzertpianist, studierte beim Cortot-Schüler
Wilfrid Maggiar, der sich besonders in seinen
letzten Lebensjahren fast ausschließlich der Musik
Chaminades widmete. So viel familiäre Bindung
muss natürlich angemessen gewürdigt werden: Der
Steinway-Konzertflügel „Manfred Bürki“ von 1901
lässt in perfekt ausgewogenem MDG-Sound die
Pariser Salons der Jahrhundertwende wieder
auferstehen – luxuriöser Hörgenuss auf höchstem
Niveau.