Wenn ich ein Vöglein wär
Zwei Schwergewichte der Musikstadt Leipzig
machen gemeinsame Sache. Das in sämtlichen
polyphonen a-cappella-Werken
geschulte Ensemble amarcord und das
normalerweise im höchsten klassischen
Repertoire schwelgende Leipziger Streichquartett
präsentieren eine überraschende
Auswahl: das Deutsche Volkslied in höchster
künstlerischer Vollendung.
Juchhei, Dich muss ich haben!
Die Musiker aus Leipzig stellen drei
unterschiedliche Stilrichtungen vor, darunter
Lieder von Friedrich Silcher, der Anfang des
19. Jahrhunderts im Schwäbischen als
Kirchenmusiker wirkte. Er arrangierte traditionelle
Volksweisen auf einfache Art, so
dass sie leicht nachgesungen werden
konnten, oder er komponierte eigene Werke.
Auch Schuberts „Lindenbaum“ gelang erst
durch Silchers leicht fassbare und vor allem
nachzusingende Version seine weite
Verbreitung.
Muss i denn zum Städtele naus
Moritz Kässmeyer verfolgte Mitte des 19.
Jahrhunderts in Wien einen instrumentalen
Ansatz: Er nahm schlichte Volkslieder oder
Gassenhauer wie „O du lieber Augustin“ und
formte daraus virtuose Späße für geschickte
Instrumentalisten. Noch heute wird Kässmeyer
für seine „gediegene Satztechnik“ und
seine „stark humoristisch-parodistische Ader“
in Musiklexika gelobt.
Es steht ein Lind
Fast 100 Jahre nach Silcher beschäftigte
sich Max Reger mit Volksliedern. Während
eines Genesungsurlaubs in seiner oberpfälzischen
Heimat griff der Komponist
überlieferte Vorlagen, darunter „Der Tod als
Schnitter“ und „Wenn ich ein Vöglein wär“,
auf und bearbeitete sie. Aber Reger wäre
nicht Max Reger, wenn er nicht die übliche
Harmonik weit hinter sich ließ: Nur die
wenigsten Männerchöre werden Lieder in HDur
mit fünf Vorzeichen wie „Ich ging durch
einen grasgrünen Wald“ beherrschen...