Platzwechsel
Ben van Oosten ist der Superstar der
symphonischen Orgelmusik. Nach umjubelten
und vielfach preisgekrönten Einspielungen
nahezu der gesamten französischen
Orgelromantik wendet er sich nun dem
deutschen Repertoire zu - natürlich auf einem
standesgemäßen Instrument: Die Seifert-Orgel
in der Marienbasilika zu Kevelaer war bei ihrer
Errichtung 1907 nicht nur das größte, sondern
auch das innovativste Instrument im Deutschen
Reich.
Passage
Nach einer wechselvollen Geschichte wurde die
Orgel frisch restauriert und sie klingt heute
wieder so, wie seine Erbauer es beabsichtigt
hatten. Gerade recht für den weiten Bogen, den
van Oosten spannt: Das Programm reicht von
Mendelssohns Sonate in f-Moll bis zu einer
Choralimprovisation von Karg-Elert. Im Zentrum
stehen die einzigartige Sonate von Julius Reubke
und Regers gewaltiger Wachet auf-Phantasie -
zwei der bedeutendsten Orgelwerke dieser
Epoche überhaupt.
Seitenblick
Aber auch weniger Bekanntem gibt van Oosten
Raum. Die zarten Choralvorspiele Johann Julius
Schneiders und Otto Türkes sind wunderbare
Beispiele für die Vielfarbigkeit ihrer Zeit und
schlagen perfekt die Brücke zwischen
Mendelssohn und Reubke - ein klingender Gang
durch ein Jahrhundert Musikgeschichte, der in
jeder Hinsicht begeistert.
Klangtraum
Besonders beeindruckend ist die dreidimensionale
Klangwiedergabe: Seien es die
markanten Farben der Seraphon-Register, das
Euphone 8' (das glücklicherweise bei der Firma
Seifert eingelagert war), die grandios voll
klingenden Pedalregister oder das wunderbare
Fernwerk, das ganz hinten in der Aufnahme
erklingt: Zusammen mit der satten Akustik des
erhabenen Kirchenraums feiern sie ein Fest für
alle Freunde romantischer Orgelmusik!