Gastarbeiter
Der Italiener Domenico Scarlatti komponierte in
Spanien ab 1738 mehr als 500 Cembalo-Sonaten
voller Anklänge iberischen Temperaments. Dass
sich diese auch ausgezeichnet auf einer modernen
Gitarre aufführen lassen, zeigt der amerikanische,
in Spanien lebende Gitarrist Stephen Marchionda,
der diese Werke nun erstmals auf einer Super-
Audio-CD eingespielt hat.
Schmelztiegel
Scarlatti hatte seine Sonaten hauptsächlich als
Übungsstücke für Königin Maria Barbara
geschrieben, der er Unterricht gab. In vielen dieser
Werke kombinierte er seine frühen musikalischen
Prägungen mit den Einflüssen des Flamenco, aber
auch anderer spanischer Tanzformen zu einem
ganz persönlichen Stil. Verblüffend ist, wie Scarlatti
dabei volkstümliche Elemente in seine für einen
feudalen Rahmen komponierten Sonaten einbaut
und alltägliche Klangerfahrungen integriert und
imitiert.
Reisefieber
Als sechstes Kind einer italienischen Musikerfamilie
erlebte Domenico Scarlatti nach seiner
Übersiedlung auf die iberische Halbinsel in den
königlichen Residenzen von Madrid und Sevilla die
spanischen Momente seines Lebens. 300 Jahre
später wurde Stephen Marchionda in Granada vom
Scarlatti-Virus gepackt. Der klassische Gitarrist mit
italienischem und amerikanischem Pass wandelte
eigentlich auf den Spuren des Spaniers Manuel de
Falla, als er auf die Cembalo-Sonaten Scarlattis
aufmerksam wurde. Diese Werke faszinierten
Marchionda so sehr, dass er einige davon für
Gitarre arrangierte.
Saitensprung
Die Gitarre gehört zu Spanien wie kaum ein
anderes Instrument. Scarlattis Werke wiederum
verkörpern das Lebensgefühl der iberischen
Halbinsel ungewöhnlich intensiv. Die Verbindung
dieser beiden Elemente, gepaart mit dem höchst
virtuosen und klangfarbenreichen Spiel von
Stephen Marchionda, zeigt eine ganz andere Seite
dieser hervorragenden Werke, die nur selten zuvor
mit Gitarre aufgenommen wurden, die aber so
klingen, als wären sie schon immer dafür bestimmt
gewesen.