Senkrechtstarter
Was der Klangkünstler und gefeierte Pianist Ferruccio
Busoni mit Bachs d-Moll-Toccata machte oder auf
eigene kompositorische Beine stellte, ersteht in dieser
mehrfach preisgekrönten Interpretation von Claudius
Tanski als Neuauflage wieder zu Ruhm: „Endlich eine
vollgültige Busoni-Platte“ (FonoForum)
Überflieger
Wie sein großer Renaissance-Landsmann Leonardo
da Vinci war Busoni von der Idee besessen, eines
Tages fliegen zu können, und wähnte als Zeitgenosse
der Gebrüder Wright den Anbruch einer Epoche, die
sich endlich auf die Lehrmeister vergangener
Jahrhunderte besinnt.
Lehrmeister
Für den Pianisten Busoni lag in J. S. Bachs Kunst der
Ausgangspunkt für das moderne Klavierspiel. Mit
seinen klanglichen Erweiterungen erfüllte Busoni die
„Notwendigkeit der Geschichte“ – in seinen Augen
arrangierte er Bach nicht, er verhalf ihm lediglich
posthum zu einem Klang, der im 18. Jahrhundert
hinter dem großen Komponisten „zurückgeblieben“
war – und der in dieser Einspielung auf einem
klangprächtigen, sorgfältig restaurierten Steinway
(1901) rekonstruiert wird.
Alchimist
Busonis eigene Werke tragen vieles von der
Experimentierfreudigkeit, die seine Zeitgenossen in
seiner Bach-Begeisterung sahen: Die Sonatina
seconda aus dem Jahre 1912 ist atonal ekstatisch,
geisterhaft und okkult; die vier Elegien sind hingegen
virtuose Paraphrasen über die Bühnenmusik zu
Tozzis Turandot, seine Toccata ein unnachgiebiges
Werk der Altersphase.