Einberufung
„Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“
gehört zum zentralen Werk des Schweizer Komponisten
Frank Martin. Es ist die erfolgreiche musikalische
Umsetzung des populären Gedichts von Rainer Maria Rilke,
das die Geschichte des Fahnenträgers vom Marschbefehl
bis zu dessen Tod beschreibt. Mit dieser Suite von mehr als
20 Liedern, die erstmals auf einer Mehrkanal-Super-Audio-
CD erscheint, setzt das Orchester Musikkollegium Winterthur
unter der Leitung von Jac van Steen die Martin-
Werkschau bei MDG fort.
Musterung
Für Frank Martin war es Liebe auf den ersten Blick. Als der
Komponist 1942 auf der Suche nach einem Text für einen
Liedzyklus mit Klavier war, machte ihn seine Frau auf das
Rilke-Gedicht aus dem Jahr 1899 aufmerksam. Der Plot
spielt zur Zeit der Türkenkriege und enthält raue Heerlager,
adelige Militärführer, rüdes Lagerleben, Schlachtgetümmel,
prächtige Schlossfeste mit amourösen Abenteuern und
gipfelt in den Traumvorstellungen des Fähnrichs (Cornet).
„Es ist mein innigster Wunsch, dass ein paar Menschen in
meiner Musik etwas von dem finden mögen, was Rilke mir
gegeben hat.“
Fassenacht
Martin bewahrt die 23 Lieder in ihrer ursprünglichen Form
und lässt das knapp besetzte Kammerorchester mit Bläsern,
Harfe, Celesta, Klavier und Schlagzeug die verschiedenen
tonmalerischen Ebenen raffiniert gestalten. Auffällig ist die
Verwendung der Basler Trommeln, welche einen
altertümlich, bedrohlichen Klang in die militärischen
Szenerien bringen. Der Rilke-Text musste sich von Kritikern
lange Pathos vorwerfen lassen. Die Musik jedoch besagt
genau das Gegenteil, weshalb Rilke – der die
verschiedensten Vertonungen seines Cornets im Grunde
ablehnte – Frank Martins Fassung sicher geschätzt hätte.
Wallhall
Zuerst machte Christianne Stotijn eine Ausbildung als
Geigerin, dann startete sie ihre Gesangskarriere. Seit sie mit
dem ECHO „Rising Star“ ausgezeichnet wurde, ist die
Niederländerin in allen bedeutenden Konzertsälen zu
Hause. Diese zweite Aufnahme mit Werken Martins
präsentiert wieder ein glänzend aufgelegtes Musikkollegium
Winterthur, das den komplexen und oft so flüchtigen
Nuancen in Stotijns Textwiedergabe den erforderlichen
Klangzauber unterlegt. Welch faszinierende Gefühlswelten
eröffnen sich in dieser Wiedergabe!