Vollendet
Er ist sicher einer der wichtigsten zeitgenössischen
Komponisten und erhält jetzt ein opulentes, klingendes
Präsent zur Vollendung des 80. Lebensjahres: Das
Ensemble Villa Musica gratuliert Hans Werner Henze mit
fünf faszinierenden Werke, die in ihrer Besetzung nicht
unterschiedlicher sein könnten…
Voll inhaltlich
Henze hatte immer ein starkes Interesse an Literatur und
dem gesprochenen oder gesungenen Wort. So sind seine
Instrumentalwerke nie abstrakt oder etwa emotionslos:
"(Meine Musik) ist rezitativisch, rezitatorisch eben auch dort,
wo keine Wörter sind“, sagt ein Komponist, dem selbst eine
große literarische Begabung nachgesagt wird. „Ich höre den
Gesang von Instrumenten, höre Geschrei, Wimmern,
Heulen und Zähneklappern, Schmeicheln, Schnurren,
Flüstern, es wird gedroht, beschwichtigt, alles wortlos, aber
doch ganz eloquent und, wie ich denke,
unmissverständlich.“
Voll krass
Die „Neuen Volkslieder und Hirtengesänge“ (1983) war
ursprünglich ein steirisches, politisch motiviertes Vokalwerk.
Vor zehn Jahren entwickelte Henze diese Vorlage zu einer
anspruchsvollen Komposition weiter, die angesichts des
spärlichen Instrumentariums (Fagott, Gitarre, drei Violinen)
durch eine erstaunliche Klangfülle besticht. Einen ähnlichen
Wandel machte „Der junge Törless“ durch: 1966 als
Filmmusik zum preisgekrönten Erstlingswerk von Volker
Schlöndorf entstanden, adaptierte Henze daraus seine
Fantasia für Streichsextett.
Gehaltvoll
Das Trio für Mandoline, Gitarre und Harfe entstand als
Auftragswerk des englischen Privatsenders „Granada TV“
zunächst zur Untermalung von Standbildern(!)… Auch das
Trio für Viola, Gitarre und kleine Orgel entstand 1985 für ein
Filmprojekt. Der Titel „Selbst- und Zwiegespräche“ weist auf
die Aufführungsweise hin: Jede Stimme kann solistisch,
aber auch gemeinsam erklingen, wodurch den Interpreten
eine große Freiheit der Gestaltung eingeräumt ist. Der Titel
„Musik für Blasinstrumentalisten“ – ein Hinweis darauf, dass
im Quintett neben den Hauptinstrumenten auch noch
Piccolo, Oboe d’amore, Es-Klarinette, Wagnertuba und
Kontrafagott zum Einsatz kommen. Höhepunkt des Werkes
ist ein Zitat aus Bachs Magnificat, womit Henze seinem
mächtigen „ewigen Leitstern“ die Referenz erweist.