Meister der Rhetorik
Zur Erinnerung an den Ende 2010 verstorbenen
Organisten und Musikwissenschaftler Hubert Meister
macht MDG drei Schallplatten-Aufnahmen mit
Werken von Johann Sebastian Bach erstmals in
dieser Doppel-CD wieder zugänglich. Hubert Meister
nahm die großen Präludien und Fugen, die
Passacaglia, Toccaten und Choralvorspiele aus der
Zeit von 1707 bis 1744 an historischen Vorbildern
orientierten Mathis-Orgeln in Deutschland, Österreich
und der Schweiz auf.
Tonmeister
Gleich zu Beginn der 1980er Jahre machte MDG den
Schwenk von der analogen zur digitalen
Tonaufnahme – zum Glück, denn so können diese
zwischen 1981 und 1985 für die LP entstandenen
Tondokumente auch nach 30 Jahren in technisch
erstklassiger Form als CD mit angenehmem, die
Architektur der Instrumente klar wiedergebendem
Direktanteil und wohldosiertem Raumklang
überzeugen.
Zwiegespräch
Als Künstler und Wissenschaftler hat sich Hubert
Meister sein Leben lang mit dem Orgelwerk von
Johann Sebastian Bach beschäftigt. Für seine
Interpretationen ist das Verständnis von barocker
Musik als „Klangrede“ von Bedeutung. Gern nutzte er
zur historisch korrekten Aufführung der Bach-Werke
Orgeln mit ungleich schwebender Stimmung, um die
Charakteristik der Tonarten zur Geltung zu bringen.
Dass die gewählten Mathis-Orgeln in der
Schutzengel-Kirche Eichstätt (1966), der
Stadtpfarrkirche Ried/Innkreis (1978) und in der
Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels (1980) auch mit
„atmendem Wind“ arbeiten, kam seinen Intentionen
besonders entgegen.
Dokument
„Es ist vielmehr jener neue Typus des
musikwissenschaftlich gebildeten Interpreten, die auf
das Entstehen eines neuen Aufführungsstils
schließen lassen […] eine höchst erfreuliche und
Hubert Meisters interpretatorisches wie musikalisches
Niveau nachdrücklich belegende Platte: eine der
wichtigsten Bachveröffentlichungen der letzten Zeit“
(Musica Sacra, Januar 1983)
„Die Einspielung der großen Präludien und Fugen
gehört wohl zum Besten, was in letzter Zeit auf den
Markt gekommen ist.“ (Ars Organi, Januar 1984)
„…ein längst fälliger neuer Aufführungsstil Bachscher
Orgelmusik sinnfällig interpretiert“ (Bayerischer
Rundfunk, Dezember 1981)