vielschichtig
Wie kaum ein anderer Komponist des 21. Jahrhunderts versteht es Jörg Widmann, unmittelbar anrührende Musik von gleichzeitig hochkomplexer Struktur zu Papier zu bringen. Yubo Zhou, die bereits mit einem furiosen Chopin-Album auf sich aufmerksam machte, ist tief in Widmanns Klangwelt eingedrungen; in vier aufwühlenden Klavierzyklen eröffnet sie einen ganzen Kosmos an Anspielungen und Assoziationen.
modelliert
Denn Widmann holt sich seine Anregungen diesmal bei großen Vorbildern: „Elf Humoresken“ tragen die Verbindung zu Schumann schon im Titel, und nicht von ungefähr leiten darin Stücke wie „Fast zu ernst“ , „Lied im Traume“ oder „Waldszene“ zu Schumanns Kinder- und Waldszenen. Dabei geht es weniger ums Zitieren als um eine Haltung, die nachempfunden und ganz im Geist unserer Zeit fortentwickelt wird.
verflochten
Die „Intermezzi“ nehmen Bezug auf das Spätwerk von Johannes Brahms, und auch wenn es (fast) kein wörtliches Zitat Brahmsschen Ursprungs gibt, so sind die Anklänge unüberhörbar, sei es in scheinbar vertrauten Harmoniefolgen oder einem winzigen Motivfragment. „Idyll und Abgrund“ wiederum beschäftigt sich mit Schubert, der wie kaum ein anderer biedermeierliche Beschaulichkeit mit größter Seelentiefe zu verknüpfen wusste.
akrobatisch
Einzig die „Zirkustänze“ kommen ohne Fremdbezug aus. Aber anders, als der Titel vermuten lässt, ist ausgelassene Fröhlichkeit nur selten zu finden. Widmann selbst beschwört im Vorwort „die Gefahr des Seiltänzers abzustürzen“ - besonders drastisch in der Parodie des „Bayerisch-babylonischen Marsches“ , dessen groteske Fratze Yubo Zhou mit überwältigender Virtuosität dem Publikum entgegenschleudert.