Kontraste
Rudolf Innigs Gesamteinspielung der Orgelwerke Josef
Rheinbergers erreicht als 7. Station die hervorragend
restaurierte Kuhn-Orgel der Stadtkirche St. Johann in
Schaffhausen, die das originale Klangkolorit für die
wichtigen Hauptwerke des großen Orgelromantikers bietet:
Beide Kompositionen dieser Einspielung, die Sonate Nr. 13
in Es-Dur op. 161 und die 12 Charakterstücke für Orgel op.
156, sind um 1889, in unmittelbarer zeitlicher Nähe
entstanden und stellen den gerade 50-jährigen Rheinberger
von zwei exemplarischen Seiten vor – als Meister der
größten und kleinsten Form.
Konzept
Rheinberger begibt sich in seinen Charakterstücken
mehrfach auf Neuland: Er widmet sich nicht nur zum ersten
Mal der kompositorischen Miniatur, sondern setzt konkrete
Stimmungen in romantisches Klangkolorit: »Klage« und
„Abendfriede“, „Vision“ und „Tröstung“ sind
Verständnisschlüssel für Spieler, und Hörer.
Konstrukt
Selten hat eine Komposition Rheinbergers soviel Ablehnung
erfahren wie seine 13. Orgelsonate. Zu sehr sticht sie vom
gewohnten, mächtigen Tonfall ab, wie wir ihm noch in der
12. Orgelsonate begegnen. Der Einleitungssatz fließt ruhig,
fast meditativ auf den Hörer zu und weckt seine
Assoziationskräfte durch Ruhe, nicht durch reißerisches
Gehabe. Auch die übrigen Sätze bestechen durch eine
faszinierende, vorwiegend melancholische uneitle
Liedhaftigkeit. Aber gewinnt die Sonate nicht gerade
dadurch besonderes Gewicht im Gesamtschaffen des
Komponisten?
Kongenialität
Rudolf Innigs Vita ist einerseits von seinen viel beachteten
wissenschaftlichen Publikationen, andererseits vom
künstlerischen Schaffen geprägt, das exklusiv auf MDG-CDs
dokumentiert ist. Seine fulminant erfolgreichen
Konzertreisen in nahezu alle europäischen Länder sowie
nach Amerika, Rußland, und Fernost finden ihr Pendant in
den Auszeichnungen, die der Ausnahmeorganist für seine
bisherigen Gesamt-Einspielungen erhielt.