Ferne
Siebenstimmiger Gesang in Vollendung läßt die
versunkene Welt der Renaissance wieder
auferstehen: Die aus niederländischen, englischen
und deutschen Spezialisten bestehende Gesangsensemble
Josquin Capella präsentiert in MDG-Klangqualität
Lamentationes – faszinierende Gesänge
aus einer fernen Zeit: Costanzo Festas
Lamentationes Hieremiae Prophetae, Johannes
Ockeghems Requiem und Nicolas Gomberts Musae
Iovis
Weite
In den Nachtgebeten der Karwoche, von Gründonnerstag
bis Karsamstag, werden in der Kirche die
„Klagelieder des Jeremias“ gelesen: fünf im Tone
alttestamentarischer Lieder gehaltene Gesänge,
deren zentralen Themen – Leid, Buße und Umkehr –
die Phantasie der Musiker des 15. u. 16. Jahrhunderts
zu kompositorischen Geniestreichen anregten.
Dichte
Costanzo Festa setzte dabei ganz auf den Klang: Er
beschränkte sich in seinem Kompositionszyklus
weitgehend auf die sonoren Männerstimmen. Auch
Ockeghem inspiriert der Schatten des Todes, der in
den ausdrucksstarken Melodien der Unterstimmen
seinen Niederschlag findet. Mit denkbar komprimierten
Mitteln entwirft er in seinem Requiem ein
Konzept, das die Furcht in kompositorische Askese
fließen läßt. Gleichzeitig schafft er unter der
schlichten Oberfläche ein Beziehungsgeflecht von
ungeheurer Komplexität. Schlummert darunter die
Unentwirrbarkeit von Hölle und Abgrund?
Himmel
Im dichten Satz beschreibt Nicolas Gombert die
trauernde Natur, die durch den Tod des berühmten
Josquin Desprez allen Trostes beraubt ist. Inmitten
dieser Musik erklingt viermal einer der Lieblingstexte
Josquins: „Circumdederunt me gemitus mortis“. Die
übrigen Stimmen berichten, daß Josquin nun im
Götterhimmel in der Nähe Jupiters mit den Engeln
seine Musik singt: Musae Iovis
Licht
Die Josquin Capella wurde 1994 von herausragenden
Studenten der Schola Cantorum Basiliensis und
Kölner Sängern gegründet. Inzwischen kommen die
Mitglieder des Ensembles aus vielen Ländern
Europas zu vielbeachteten Konzert- und
Aufnahmeprojekten zusammen. Der musikalische
Schwerpunkt liegt seit Beginn bei den Meistern der
Hochrenaissance des ausgehenden 14. und des 15.
Jahrhunderts. Messen und Motetten von Dufay,
Ockeghem, Josquin und Gombert gehören dabei
ebenso zum Repertoire wie die strahlende italienische
und deutsche Madrigalkunst.