mitreißend
Luise Adolpha Le Beau war eine gefeierte
Pianistin, und wider alle Ressentiments, denen
sich komponierende Frauen in der Mitte des 19.
Jahrhunderts ausgesetzt sahen, konnte sie auch
mit eigenen Werken Erfolge verzeichnen. Mit
Bartek Niziol, Denis Severin und Tatiana
Korsunskaya haben sich drei junge Musiker der
Kammermusik der weltgewandten, heute fast
völlig vergessenen Komponistin verschrieben –
ein spannendes Debüt, das Lust auf mehr macht.
vernetzt
Klavierstunden bei Clara Schumann,
Kompositionsunterricht bei Josef Rheinberger,
Korrespondenz mit Hans von Bülow: Le Beau
kannte sie alle. Sie traf Franz Liszt in Weimar
und machte die Bekanntschaft mit Johannes
Brahms und Eduard Hanslick, ohne für die
„Neudeutschen“ oder die Konservativen Partei zu
ergreifen. Rheinberger hörte ihre Violinsonate
und nahm sie als Privatschülerin auf. Das
lyrische Potenzial muss es ihm besonders
angetan haben, etwa die wunderbare Kantilene
der Violine zu Beginn des langsamen Satzes.
ungebunden
Das Klaviertrio op. 15 entstand direkt unter den
Augen des strengen Lehrers. Und geradezu
mustergültig bewältigte Le Beau die Aufgabe:
Einem klassischen Sonatensatz folgt ein Andante
espressivo in Liedform und ein Scherzo, bevor
die talentierte Schülerin Fuge- und Sonatenform
im Finale verbindet. Dass bei aller formalen
Strenge das Gesangliche nicht zu kurz kommt,
wusste auch Rheinberger lobend anzuerkennen:
Nicht umsonst hatte die junge Komponistin auch
ausgiebigen Gesangs- und Violinunterricht
genossen.
geehrt
Von Rheinberger musste sich Le Beau dann
aber doch emanzipieren. Schon in der Cellosonate
op. 17 setzt sie ihren eigenen Kopf durch
und weicht die klassische Form – ganz Kind der
Romantik - zugunsten eines sehr individuellen
Ausdrucks auf, ohne ins Rhapsodisch-Beliebige
abzugleiten. Das ist in der Interpretation von
Bartek Niziol, Denis Severin und Tatiana
Korsunskaya wunderbar zu hören, die mit diesen
drei frühen Kompositionen den Blick auf eine
interessante Künstlerpersönlichkeit eröffnen. Und
in MDGs bewährtem 2+2+2-Klangpanorama
haben die in bester SACD-Qualität eingefangenen
Instrumente ihren Ehrenplatz.