suggestiv
Schon oft hat Steffen Schleiermacher sein Publikum
mit Werken von Morton Feldman fasziniert.
Gemeinsam mit Christian Giger, Solocellist im
berühmten Gewandhausorchester, präsentiert er jetzt
„Patterns in a Chromatic Field – eine ausladende
Komposition, die den minimalistischen Meister von
seiner eher unterhaltsamen Seite zeigt. Da wechseln
hochvirtuose Passagen mit versteinerten Klangflächen,
mal scheinen die Instrumente zu
verschmelzen, mal wird ihre Gegensätzlichkeit zum
Bezugspunkt. Unter Vermeidung jeglichen Entwicklungsgedankens
entsteht ein rund 80minütiges
Klanggeschehen von großer Suggestivkraft.
mustergültig
„Patterns in a Chromatic Field“ entstand zu einer Zeit,
als Feldman sich intensiv auch theoretisch mit dem
Gebrauch von Mustern, sogenannten „Patterns“
auseinandersetzte. Eine künstlerische Seelenverwandtschaft
fand er bei anatolischen Teppichknüpfern,
die wenige uralte Muster endlos oft
wiederholen und dabei zufällige Abweichungen auf
Grund von Farbnuancen, Qualitätsunterschieden der
Wolle oder auch unscharfer Erinnerung in ihre Arbeit
einbeziehen. Dass dies mal bewusst gesteuert, mal
völlig absichtslos geschieht, macht den besonderen
Reiz dieses Kunsthandwerks aus.
sprunghaft
Auch in Feldmans Musik gibt es nur wenig
unterschiedliches musikalisches Material. Anders als
in vielen anderen seiner Kompositionen sind die
technischen Herausforderungen an die Musiker
allerdings enorm: Da gibt es auf dem Cello
chromatische Figuren auf engstem Raum in höchster
Lage, riesige akkordische Sprünge im Klavier – und
dann wieder völligen Stillstand: Über einem endlos
ausgehaltenen Celloton tupft das Klavier sparsamste
Akkorde, oder gemeinsam zelebrierte Klänge werden
durch lange Pausen getrennt.
sauber
Christian Giger und Steffen Schleiermacher gelingt es
bereits nach wenigen Minuten, die Hörer in ihren
Bann zu ziehen. Alle Erwartungen an ein
musikalisches Programm werden zu Gunsten eines
kontemplativen Sich-Einlassens über Bord geworfen.
So bietet sich dem Publikum eine einzigartige
Hörerfahrung, die sich in ziemlich reduzierter
Lautstärke abspielt – ein geradezu reinigendes
Erlebnis.