Es waren Jahre unbeschwerten Glücks, die Robert Schumann und seine Clara in Dresden verbrachten.
Entsprechend ungestüm reihte der Komponist, einem Teenager gleich, 1849 eine „Romanze“ an die
nächste. Eine exzellente Aufnahme seiner sämtlichen Werke für Violoncello und Klavier aus dieser
Zeit lässt uns mitschweben in den „siebten Himmel“ der Liebenden. Claras Rolle hat dabei die
Schumann-Spezialistin Aya Ishihara am Steinway-Flügel von 1901 übernommen, als einfühlsamer
Cellist ist ihr bewährter Duo-Partner Klaus Storck an einem altitalienisches Meisterinstrument von
"Spiritus Sorsana" (gebaut 1730) zu hören.
Glücksmomente
Schumanns sämtliche Werke für Violoncello und Klavier
Die ersten Zwiegespräche in Romanzengestalt stammen aus dem Februar. Innerhalb weniger Tage
komponierte Schumann das herrliche Adagio und Allegro op. 70 und die drei progressiv ineinander
übergehenden Phantasiestücke op. 73. Beide Werke waren nicht unbedingt für Cello und Klavier
geschrieben – und dennoch klingen sie in dieser Besetzung optimal. Mal ersetzt das Cello ein Horn
und lässt dessen Signale ungewohnt passioniert klingen, mal tritt es an die Stelle der Klarinette und
wirkt ungleich erotischer als das ursprünglich vorgesehene Blasinstrument.
In der milden Dresdner Frühlingssonne entstehen Fünf Stücke im Volkston op. 102. Sie sind zum
Inbegriff des romantischen Originalwerks für Cello und Klavier geworden. Jedes dieser Werke ist in
sich völlig eigen und dennoch hängt es mit seinen Geschwistern eng zusammen als gelte es, die
Verbindung des Unverbindbaren zu etablieren. Ihre ideelle Einheit steckt im Cello, dessen subtilen
Klang der Republikaner Schumann in den unruhigen Wochen des Dresdner Mai-Aufstandes als
„Volkston“ interpretiert haben mag.
Im Dezember 1849 geht es bei den Schumanns wieder vorweihnachtlich-intim und familiär zu. Drei
Romanzen legt Robert seiner Clara als Präsent unter den Tannenbaum – Geschenk eines glückhaften
Augenblicks, den das Ehepaar zwei Jahre später in Düsseldorf in dieser Form nicht mehr erlebt:
Schumanns Märchenbilder op. 113 von 1851 sind alles andere als verklärt. Im Gegenteil: Der
Komponist lässt Visionen einer untergehenden Ich-Romantik erkennen, in dem er die Bilder der
Märchenwelt nicht kindlich-begeistert, sondern mit deutlicher Skepsis betrachtet.