Fingerzeig
Der vier Jahrhunderte alte Fernlehrgang für angehende
Organisten wird komplettiert: Franz Raml, renommierter
Spezialist für historische Tasteninstrumente, ergänzt mit
Vol. 2 seine hochgelobte Referenzeinspielung von
Samuel Scheidts „Tabulatura nova“ auf der Scherer-
Orgel St. Stephan in Tangermünde und einem Cembalo
nach J. B. Giusti.
Vorbild
Als Hofkapellmeister und Organist in Halle war Samuel
Scheidt Anfang des 17. Jahrhunderts finanziell so gut
ausgestattet, dass er auf den ansonsten einträglichen
Unterricht von Schülern verzichten konnte. Damit der
Nachwuchs aber dennoch nicht auf die wertvollen
Handreichungen des Meisters verzichten musste,
schrieb Scheidt – wie andere Komponisten auch - eine
Tastenmusiksammlung nieder, an der sich junge
Organisten üben konnten. Die „Tabulatura nova“ wurde
1624 in Hamburg erstmals in Partiturform gedruckt, einer
neuen Schreibweise, mit Hilfe derer die Organisten ihre
jeweiligen Stücke in die damals noch übliche deutsche
Buchstabentabulatur übertragen und somit spielen
konnten.
Phantasie
Scheidt kannte die verschiedenen „Manieren“ Europas –
er hatte die Verzierungstechniken in Deutschland und
den Niederlanden studiert, Spanien, Italien und England
bereist und brachte einen einzigartigen,
zukunftweisenden Stil für Tastenmusik hervor: Freie
Formen wie Toccata, Echo und Variationsreihen über
Choräle, niederländische Lieder sowie über Tanzbässe
machen die Tabulatura zu einem einzigartigen
Kompendium. In der spieltechnischen Schwierigkeit und
der phantasievollen Durchdringung des Satzes übertrifft
Scheidt alle seine Vorgänger – und wird zum Maßstab
der nachfolgenden Generationen.
Faszinosum
Franz Raml hat eine steile Organisten-Karriere hinter
sich: Nach Studien in Detmold, München und Den Haag
festigte er seinen Ruf durch eine ausgedehnte
Konzerttätigkeit und als Leiter des Hassler-Consorts, mit
dem er richtungweisende Einspielungen bei MDG
vorgelegt und sich als ausgewiesener Experte in Sachen
Alte Musik ausgewiesen hat. „Ramls Interpretation ist in
jeder Hinsicht exemplarisch... ein Plädoyer für Samuel
Scheidt als einen der bedeutendsten Komponisten des
17. Jahrhunderts.“ (klassik.com)