Laureat
Mit der dritten Folge schließt Franz Raml die
Gesamtaufnahme von Scheidts „Tabulatura nova“ ab.
Den als „Referenzeinspielung“ gelobten ersten beiden
Teilen folgt Schlusspunkt und Krönung zugleich: An
den historischen Orgeln in Tangermünde, St. Jacobi
in Hamburg und dem oberösterreichischem Stift
Schlägl entfaltet der umtriebige Organist ein
prachtvolles und vielfarbiges Klangfest frühbarocker
Kirchenmusik.
Fernstudium
Die „Tabulatura nova“ schrieb Scheidt für seine
Schüler auf – der vielbeschäftigte Musiker hatte
einfach kaum noch Zeit zu unterrichten…
Entsprechend finden sich in der Sammlung vor allem
Werke, die als exemplarische Vorlagen zu
Studienzwecken gedacht waren. Im 3. Band stehen
liturgische Stücke im Vordergrund: Neben Magnificat-
Vertonungen in allen Kirchentonarten auch Hymnen
für die hohen Festzeiten des Kirchenjahres.
Revolutionär ist die Notation: Zum ersten Mal
erscheint Orgelmusik in Partiturform – so lassen sich
die Satzstrukturen besser erkennen, und auch die
Übertragung in die damals übliche Buchstabentabulatur
zum praktischen Gebrauch vertiefte den
didaktischen Nutzen.
Hauptseminar
Wertvoll Hinweise zur Registrierung der einzelnen
Stücke gibt Scheidt selbst im Vorwort zum dritten
Band der „Tabulatura nova“: Auf dem „Rückposetif mit
einer scharffen Stimme“ könne der cantus firmus
gespielt werden, oder am schönsten sei „den Alt auff
dem Pedal zu spielen“. Detaillierte Beispiele für
geeignete Registerkombinationen ergeben ein
umfassendes Bild von Scheidts Klangvorstellung, die
an den aufwändig restaurierten Originalinstrumenten
zu neuem Leben erwacht.
Summa cum laude
Franz Raml ist vielfach ausgezeichneter Experte der
Alten Musik. Als hochvirtuoser Tasteninstrumentalist
ist er ebenso gefragt wie als einfühlsamer
Kammermusiker und Liedbegleiter, und auch mit dem
von ihm gegründeten Hassler Consort feiert er
eindrucksvolle Erfolge. Seine Einspielungen, die
exklusiv bei MDG erscheinen, werden hochgelobt –
zu Recht, wie diese Neuerscheinung einmal mehr
beweist.