Ein Amerikaner und die deutsche Spätromantik
Wilhelm Berger wurde in Boston geboren, aber sein
Lebensweg führte über verschlungene Pfade tief
durch das spätromantische Deutschland. In seiner
musikalischen Laufbahn als Pianist, Komponist und
Dirigent bekleidete er Positionen von höchstem Rang:
Professur in Berlin, Mitglied der Königlichen
Akademie, Kapellmeister an der Meininger Hofkapelle
(sein Nachfolger wurde Max Reger). Warum also
wurden er und seine Werke so gründlich vergessen?
Ohne mich
Berger hatte das Pech, mit seiner Musik ein wenig zu
spät zu kommen. Auf dem Höhepunkt seiner
Popularität, im frühen 20. Jahrhundert, komponierte er
in der erweiterten Tonalität des ausgehenden 19.
Jahrhunderts - und das Augenmerk der Öffentlichkeit
richtete sich inzwischen auf Extravagantes: auf den
Impressionismus und die Zweite Wiener Schule.
Bergers Kollegen rieten ihm zu Lebzeiten, er möge
sich mehr um die Verbreitung seiner Werke kümmern.
Der bescheidene Berger mied jedoch jeden Rummel.
Sein Stil war alles andere als skandalös - stattdessen
bei allem Klangsinn zwingend und tief empfunden.
Unerhört
Bergers Klavierquintett op. 95 ist 1904 in Meinigen
entstanden und steht deutlich in der großen Tradition
der Brahmsschen Kammermusik gleicher Besetzung.
Bei der vorliegenden Aufnahme handelt sich um eine
Ersteinspielung.
Hirn und Herz
Jost Michaels, der große Klarinettist und brillante
Dirigent, präsentiert sich mit der vorliegenden CD
nicht nur als Musikwissenschaftler, der einen
versteckten Edelstein ins rechte Licht setzt, sondern
als großartiger Kammermusikpianist. Er und das
Verdi-Quartett zeigen, daß diese Wiederentdeckung
ein analytisches Hören ebenso zuläßt wie ein bloßes
Baden in der Musik.
”Der Geist des Jahres 1904 geht um! Vorliegendem f-
Moll Quintett hätte man wohl kaum eine liebevollere
und überschwenglichere Einspielung angedeihen
lassen können als Jost Michaels und das Verdi-
Quartett mit dieser Ersteinspielung.” (FonoForum)
”This is an entirely delightful disc... This aural balm
will soothe away every worldly care... his generously
proportioned Piano Quintet op. 95. Reliable
performances; full recorded tone. Recommended.”
(Fanfare)