Fünf Freunde
Auf der Suche nach dem „fernen Klang“ der Romantik
bildet die Musik Beethovens und vor allem seiner viel zu
wenig beachteten Zeitgenossen einen wichtigen
Schwerpunkt in der Arbeit der fünf Instrumentalisten: Das
Ardinghello-Ensemble um den entdeckungsfreudigen
Flötisten Karl Kaiser hat sich in einer Ersteinspielung mit
den Flötenquintetten von Andreas Romberg auseinandergesetzt
– und überrascht mit äußerst individuellen
Kompositionen auf der Schwelle zur Romantik.
Déjà-vu
Eine erlesene Schar herausragender Persönlichkeiten
traf in der Bonner Hofkapelle aufeinander: Ludwig van
Beethoven natürlich, Anton und Josef Reicha, Franz
Anton Ries und Nikolaus Simrock, der später als
Verleger die bedeutendsten Komponisten unter Vertrag
hatte. Und dann noch die Vettern Andreas und Bernhard
Romberg, letzterer als hoch gerühmter Cellovirtuose,
während Andreas die Violine strich und mit ersten
Kompositionen auf sich aufmerksam machte. Sein „Lied
von der Glocke“ nach Schillers großartiger Ballade sollte
für Jahrhunderte für volle Konzertsäle sorgen.
Auf und davon
Schon die Besetzung fasziniert: Während zeittypischerweise
der Flöte ein Streichtrio zum Flötenquartett zur
Seite steht, fordert Romberg zusätzlich eine zweite
Bratsche. Damit wird gleich der höchste Anspruch
reklamiert: Nicht das leichte Divertimento ist das Vorbild,
sondern die seriöse Form des Streichquintetts, wie es in
Mozarts Meisterwerken dieser Gattung ausgeprägt ist.
Die beiden Bratschen sorgen für einen erdigen Klang,
der die silbrige Helligkeit von Flöte und Geige bricht.
Ganz im Sinne der aufziehenden Romantik prägen
überraschende Wendungen die Musik: Man höre nur
einmal den Eintritt der Hymne „Heil dir im Siegerkranz“
im dritten Satz des e-Moll-Quintetts, durch den das Werk
eine unvorhergesehene politische Bedeutung gewinnt!
Hin und weg
Auf Reisen nach Wien und London ist Romberg
mehrfach mit Joseph Haydn zusammengetroffen.
Selbstverständlich hat der Altmeister tiefe Spuren im
Schaffen des Jüngeren hinterlassen. Im langsamen Satz
des a-Moll-Quintetts verarbeitet Romberg Haydns
Melodie auf „Hin ist alle meine Kraft“. Dabei wird das
Thema von Flöte und Geige geradezu ins Überirdische
transzendiert – schöner kann man seinem Vorbild auch
im Abschied nicht die Reverenz erweisen! Und das kann
das Ardinghello-Ensemble wirklich großartig. Mit der
Einspielung dreier Flötenquintette von Andreas Romberg
hat das Ensemble wieder einen echten Coup gelandet:
In bestem MDG-Sound eingefangen, erfahren die lange
vergessenen Meisterwerke eine eindrucksvolle Auferstehung.
Fortsetzung erwünscht!