gerettet
Er war Klarinettist, Violinist, Organist, Gesangspädagoge,
und daneben auch Stadtmusikdirektor von
Neuchâtel, Konzertmeister der herzoglichcoburgischen
Hofkapelle und Ehrenmitglied des
„Allgemeinen Schweizer Musikvereins“: Als Andreas
Späth 1876 im hohen Alter von 86 Jahren starb, ging
ein reiches und bewegtes Musikerleben zu Ende. Dass
er darüber hinaus mehr als 150 Kompositionen für die
unterschiedlichsten Besetzungen hinterließ, erstaunt
da kaum noch. Rita Karin Meier hat sich mit Späths
Werken für Klarinette, Späths frühem Hauptinstrument,
befasst und liefert gemeinsam mit dem Galatea
Quartett und Karl-Andreas Kolly eine längst fällige
Ehrenrettung des heute völlig vergessenen
Komponisten.
beliebt
Der war zu Lebzeiten überaus geschätzt, den Wechsel
des „beliebten und geistreichen Directors“ von Morges
nach Neuchâtel fand sogar die weit entfernte Leipziger
Allgemeine musikalische Zeitung eine Nachricht wert.
Ganz ausdrücklich lobte man in der Schweiz auch den
Komponisten; über zwei Messen heißt es, „dass man
in Neuchâtel nie Schöneres im Kirchenstyle hörte“. Die
hier eingespielte Klarinettenkammermusik zeigt
eindrücklich, dass dieses Urteil auf solidem
Fundament steht.
ambitioniert
Denn bei aller instrumentaltechnischen Raffinesse
belässt es Späth keineswegs bei reinem Virtuosen-
-futter. Schon der Anfang der sorgfältig produzierten
Super Audio CD lässt große Ambitionen erkennen:
Irgendwo zwischen Mozarts Dissonanzenquartett und
Webers Wolfsschluchtzene erzeugt die Introduktion zu
den Variationen über ein Lied aus Webers „Preziosa“-
Schauspielmusik eine romantische Assoziationswelt,
und wenn dann später in den Variationen die Klarinette
brillieren darf, müssen auch die Streicher kräftig
mitwirken.
charmant
Ganz im romantischen Gestus gehalten sind auch die
„Nocturnes“, die drei „Mélodies“ und die „Elegie“; vor
allem der Titel der letzteren führt heutige Hörer in die
Irre. Alles andere als klagend-melancholisch ist wohl
mehr die freie Form eines fantasievollen
Charakterstücks gemeint, muntere Polonaisen
inklusive, und auch hinter den „Mélodies“ verbergen
sich kunstvoll gearbeitete konzertierende Duette.
Meier, Soloklarinettistin der Zürcher Oper, und Kolly
präsentieren die mit Witz und Charme: Eine äußerst
lohnenswerte Entdeckung!