Seiteneinsteiger
August Klughardt hat in der verschlungenen Musikgeschichte
des 19. Jahrhunderts einen interessanten
Seitenweg gewählt, der lange Zeit unbeachtet blieb.
Das Leipziger Streichquartett rückt diesen vielfältigen
Komponisten nun mit zwei seiner Quintette wieder in
den Fokus. Als engagierte Gäste wirken die Pianistin
Olga Gollej und der Cellist Julian Steckel, der am
2. 9. 2010 beim ARD Wettbewerb den 1. Preis und
den Publikumspreis erhielt.
Querdenker
Auf eine bestimmte Musikrichtung ließ sich Klughardt
nie festlegen. Als Kapellmeister hatte er zwar in
Weimar eine prägende Begegnung mit Franz Liszt
und seine Begeisterung für die Musik Richard
Wagners ist ebenfalls belegt, doch bewahrte er sich
stets seine Unabhängigkeit. Auch in der
Kammermusik zeigt sich seine Vielfalt: Von Raritäten
abgesehen, bedient Klughardt unterschiedliche
Besetzungen vom Klaviertrio über das Streichquartett,
-quintett und –sextett bis zum hier einspielten
Klavierquintett.
Kapellmeister
Schumanns Es-Dur-Quintett op. 44 aus dem Jahr
1842 stand Pate, als August Klughardt im Jahr 1884
sein g-Moll-Klavierquintett op. 43 komponierte. Der
Dessauer Kapellmeister konnte sich aber ebenso
wenig freimachen von der zum Ende des
Jahrhunderts verbreiteten symphonischen Spielart
dieser Gattung. Sein Mittelweg verbindet die
kunstvolle kammermusikalische Durcharbeitung eines
Themas mit der orchestralen Klanglichkeit.
Andere Schwerpunkte setzt Klughardt im
Streichquintett op. 62. Nach einem rhapsodischen
Beginn und einigen „ungarischen“ Einschlägen stellt
er hier kontrapunktische Details in den Mittelpunkt.
Überflieger
Das Leipziger Streichquartett hat seit seiner
Gründung im Jahr 1988 fast 70 CDs exklusiv bei
MDG eingespielt. Die Palette der von Kritikern und
Publikum hoch geschätzten Aufnahmen reicht von
Mozart bis Cage, von Weill bis Beethoven, darunter
Gesamteinspielungen der Werke von Johannes
Brahms, Felix Mendelssohn Bartholdy, Wolfgang
Amadeus Mozart sowie der gesamten Zweiten Wiener
Schule. Ein Ausdruck der Wertschätzung sind
zahlreiche Auszeichnungen mit dem Diapason d'Or,
dem Premios CD-Compact, dem Indie Award sowie
ECHO-Klassik-Preisen in den Jahren 1999, 2000,
2003 und 2008.