Vorhang
Wohl kein Ensemble hat sich um Harmoniemusik
so verdient gemacht wie das Consortium
Classicum. Dass die hochkarätigen Bläser um
den umtriebigen Dieter Klöcker auch ausgefallene
Repertoireideen vorbehaltlos umsetzen können,
beweist einmal mehr die Neuauflage von Webers
populärem „Freischütz“. Die Harmoniemusikfassung
entdeckte Klöcker in der Bibliothek der
Augustinerabtei Altbrünn – und damit einen Beleg
dafür, dass den frommen Herren die gelegentliche
Zuwendung zu magisch-märchenhaften
Sujets durchaus nicht fremd war.
Szene
Mit dem Klarinettisten Wenzel Sedlak hat sich ein
Meister des Arrangierens der fantastischen Oper
gewidmet. Webers Instrumentationskunst setzt
Sedlak selbstbewusst und mit großer Kenntnis
der instrumentalen Möglichkeiten eine raffinierte
Bearbeitung entgegen. Die acht Bläser werden
sehr individuell eingesetzt, stereotype Analogien
zur Originalpartitur kommen so gar nicht erst auf.
Agathes „Leise, leise, fromme Weise“ wird zum
bezaubernden Oboensolo, während nur kurz
darauf ihr „Und ob die Wolke sich verhülle“ nach
sehnsuchtsvollem Fagottbeginn in der Klarinette
zu finden ist.
Chor
Die Hörner spielen beim „Freischütz“ natürlich
eine besondere Rolle. Und bevor sie mit dem
Jägerchor „Was gleicht wohl auf Erden“ den
fulminanten Schlusspunkt (mit überraschender
vokaler Einlage …) setzen dürfen, haben sie auch
in Sedlaks Instrumentierung vielfältige Aufgaben
– man höre nur einmal den wunderbaren Anfang
der Ouvertüre, bevor mit unheimlichen
Kontrabasstremolo die märchenhaft-romantische
Zauberatmosphäre für Gänsehaut sorgt!
Applaus!
Dafür garantiert auch der urwüchsig-musikantische
Zugriff, für den die Bläser des Consortium
Classicum bekannt sind. Atemberaubend virtuos,
dann wieder wunderbar intim oder lyrischexpressiv
– mit der Oper sind die Consorten in
ihrem Element. Faszinierend, wie die Musiker
sich die Bälle zuwerfen: Das ist Bläserkammermusik
in Vollendung!