Traum
Mit der Oper Oreste erfüllte sich Händel einen
Traum: die Highlights des eigenen Schaffens in
einer neuen Handlung zusammen zu fassen.
Das Pasticcio wurde 1734 im spielfreudigen
London aus der Taufe gehoben und
schlummerte danach 250 Jahre in den Archiven.
Mit der Ersteinpielung macht die Camerata
Stuttgart unter der Leitung von George Petrou als
Debüt bei MDG auf sich aufmerksam.
Tangram
Händel wählte aus seinen Werken die
wirkungsvollsten Sätze aus und fügte sie durch
Überarbeitung und Anpassung so geschickt
zusammen, daß eine homogene neue Oper
entstand. So sind im Oreste Kompositionen aus
einer Zeitspanne von 27 Jahren vereinigt, ohne
daß ein Stilbruch spürbar wäre.
Tagewerk
Textlich legte Händel seinem Pasticcio den
damals populären antiken Iphigenien-Stoff
zugrunde. Außerdem engagierte er eine Menge
international bedeutender Sänger: die italienischen
Altistinnen Maria Caterina und Rosa
Negri, zwei englische Künstler namens Cecilia
Young und John Beard sowie den deutschen
Baß Gustavus Waltz.
Transfer
London war zu dieser Zeit geradezu operntoll.
Verschiedene Veranstalter zahlten Sängern
heimlich Ablösesummen, wenn sie in ihr
Ensemble wechselten, und auch Händel
beteiligte sich kräftig an diesem Spiel hinter der
Szene. Er köderte seine Stars schließlich mit
dem Umzug ins neu erbaute „Covent Garden
Theatre“, wo er nicht nur eine sehr gute
bühnentechnische Ausstattung vorfand, sondern
auch über einen kleinen Chor, einen
Choreographen und ein Ballettensemble
verfügen konnte.
Tangente
Die Camerata Stuttgart und die Solisten unter
George Petrou haben diese Oper 2003 an
historischer Stätte in Griechenland erstmals
wieder aufgeführt. Die jungen griechischen
SängerInnen sind alle auf internationalen Opernund
Konzertbühnen zu Hause und verbinden
sich hier mit der erst vor wenigen Jahren
gegründeten Camerata Stuttgart, die ihrerseits
blitzartig die europäischen Festivals erobert hat.