Startschuss
Mit einem Sensationserfolg eröffnet Igor Strawinsky
den musikalischen Neoklassizismus: „Pulcinella“ ist
bis heute vor allem als Suite aus dem gleichnamigen
Ballett ungemein populär. Grund genug für Joshua
Weilerstein, frischgebackener Chefdirigent des
Orchestre de Chambre de Lausanne, dieses virtuose
Orchesterstück in sein attraktives Debütprogramm für
MDG aufzunehmen. „Apollon musagète“ und das
selten zu hörende „Concerto in Ré“ erweitern den
hochinteressanten Blick auf diese wichtige
Schaffensperiode des großen Russen.
Aufstieg
Apollinische Klarheit war Strawinskys Anliegen für die
Ballettmusik zu „Apollon musagète“. Einfache tonale
Motive, in harmonischen Terzen schwelgende
Violinen, dazu die kluge Beschränkung auf ein reines
Streichorchester: Apoll, der Musenführer, wird seiner
Bestimmung bis zum Besteigen des Parnass vollauf
gerecht. Mitunter scheint allerdings doch ein
mitkomponiertes Augenzwinkern die antik-klassische
Mythenwelt zu brechen…
Endzeit
Für das Basler Kammerorchester, das unter seinem
legendären Leiter und Förderer der musikalischen
Avantgarde Paul Sacher zu den herausragenden
Klangkörpern des 20. Jahrhunderts zählte, schrieb
Strawinsky das „Concerto in Ré“. Das dreisätzige
Werk ist eine Herausforderung für jedes
Streichorchester, dessen Musiker immer wieder die
Gelegenheit zu solistischem Spiel erhalten.
Rhythmisch komplex und tonal anspruchsvoll weist
das Concerto bereits auf das Ende von Strawinskys
neoklassizistischer Zeit hin.
Aufbruch
Mit Joshua Weilerstein hat das Orchestre de
Chambre de Lausanne einen echten
Generationswechsel vollzogen. Der junge Dirigent tritt
in große Fußstapfen: Dass nach Christian Zacharias
mit dem Geiger Weilerstein wieder ein hervorragender
Instrumentalist die Stabführung des renommierten
Schweizer Orchesters übernimmt, zeigt aber auch
Kontinuität auf höchstem Niveau.