Hitparade
„Jesu meine Freude“ von Bach, Doles, Krebs
und Telemann: Gleich vier sehr abwechslungsreiche
Vertonungen eines der beliebtesten
Kirchenlieder serviert Gordon Safari in der
jüngsten Produktion seines hervorragend
solistisch besetzten Ensembles BachWerkVokal.
Zwei davon sind hier zum ersten Mal auf
Tonträger zu hören – erstaunlich, wenn man sich
die herausragende Qualität der Kompositionen
von Telemann und Doles vor Ohren führt!
Klopfzeichen
Telemanns Kantate nimmt Anleihen bei der
französischen Oper, einer auffällig kurzen
Choralzeile folgt jeweils eine virtuos angelegte
Arie. Virtuos auch die Instrumentation, wenn z. b.
dem Affettuoso der Sopranarie gleich vier
Blockflöten dem „Anklopfen“ engelsgleiche Süße
verleihen. Im Zentrum steht dann ein festlich
ausgebreiteter 8-stimmiger Doppelchor mit
Fuge…
Weichenstellung
Johann Friedrich Doles ging beim großen Bach
in die Lehre. Mit seiner Verquickung von
meisterlich-traditionellem Choral und galanter
Eleganz lässt er in seiner Motette von Ferne die
Wiener Klassik erahnen. Auffällig, wie in der
letzten Strophe der fast atemlos in schnellen
16teln geführte Vokalbaß das „Weichen“
symbolisiert…
Stundenschlag
Auch Johann Ludwig Krebs lernte bei Bach, galt
Zeitgenossen gar als dessen bedeutendster
Schüler. Seine Kantate zeigt warum: Geradezu
frühklassische Arien bringen einen Hauch
Belcanto ins protestantische Liedgut. Ganz
spannend ist der Vergleich zu Telemann – es
lohnt sich sehr zu hören welche unterschiedlichen
Uhrwerke bei der Arie „Schlage nur,
geliebte Stunde“ erklingen. - Welch ein Kontrast
zu Bachs großartiger Motette, die in
hochsymmetrischer Form ihr theologisches
Programm entfaltet und gleichzeitig in so
expressiv schlagkräftiger Form sicherlich selten
zu hören ist.