Das 2006 von Mitgliedern des ehemaligen Sonare Quartetts gegründete Beethoven Quartett hat sich zum
Ziel gesetzt, Konzertzyklen zu präsentieren, die Musikgeschichte erfahrbar machen. Die Konzeption
umfasst nicht nur die programmatische Gestaltung der Zyklen, sondern bezieht auf raffinierte Weise auch
das Medium Film in einer Bonus-DVD mit ein.
Geniestreich
Doch was verbindet op. 132 mit dem frühen Mendelssohn op. 13? Beethovens Quartett a-Moll op. 132
trägt die Umstände seiner Entstehung in den Satzbezeichnungen: Im Zentrum des Werkes steht der
„Heilige Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit“ überschriebene langsame Satz. In der Tat war
Beethoven während der Komposition 1825 ernsthaft erkrankt, konnte dann aber die angefangene Arbeit
vollenden.
Schon der erste Beginn markiert ein leicht als Ableitung von B-A-C-H zu erkennendes Motiv, das dann in
immer neuen Umschreibungen nicht nur als Motto und Keimzelle des gesamten Quartetts gesehen werden
kann. Noch im Todesjahr Beethovens gelang Mendelssohn mit op. 13 ein Werk voller Anspielungen, das
nicht nur in der Bauart der Sätze, sondern auch an einzelnen Stellen überdeutlich Bezug auf Beethovens
op. 132 nimmt, wenn etwa am Ende des Adagios in der hohen Lage die Beethovensche „Heilige
Danksagung“ anklingt.
Auf der Basis des großen Vorbilds Beethoven vollbringt Mendelssohn gleichzeitig einen wahren
Geniestreich: Nicht mehr bis in einzelne Bestandteile quasi atomisierte Motive Beethovens bestimmen sein
Quartett: Es ist – ganz im Sinne der Romantik – ein „Gefühl“, das in Form des schlichten Klavierliedes „Ist
es wahr?“ das ganze Werk durchzieht und es gleichsam umklammert: „Du wirst es im ersten und letzten
Stücke mit seinen Noten, in allen vier Stücken mit seiner Empfindung sprechen hören“.
Mit dem Lied als Inspiration und Grundlage wird das Quartett op. 13 somit zu einem großen „Lied ohne
Worte“, zu einem Experiment auf dem Weg hin zu Mendelssohns ganz eigener lyrischer Form, die die
Grenzen von absoluter und programmatischer Musik verwischt.