Weckmännchen
Als die Orchester immer größer, die
Instrumentierungen immer raffinierter und die
Klänge immer bombastischer wurden,
komponierte Robert Fuchs – Streichquartette. In
der wohl intellektuellsten Gattung der Musik
stellte er dem auf Äußerlichkeiten schielenden
Musikbetrieb sein intimes Bekenntnis gegenüber.
Als aufstrebend-junge Formation hat das
inzwischen vielgefragte Minguet Quartett Fuchs´
vier Quartette dem Dornröschenschlaf entrissen;
die neu aufgelegte Sonderedition bereitet auch
heute noch ungetrübtes Hörvergnügen.
Großmeister
Denn Fuchs hat durchaus etwas zu erzählen.
Nicht umsonst gingen die Avantgardisten bei ihm
in die Lehre: Gustav Mahler, Richard Strauss und
Hugo Wolf gehörten zu seinen Schülern,
außerdem Alexander von Zemlinsky, Erich
Wolfgang Korngold und Franz Schreker. Dass
Fuchs das Experimentieren seinen Schülern
überließ, zeigt die wahre Größe des Meisters.
Platzhirsch
Und dass er ein Meister war, erkannten auch die
Zeitgenossen: „In einer Galerie der Wiener
Musiker unserer Zeit gebührt ihm ein
hervorragender Platz“, schrieb zum Beispiel die
Neue Musikalische Presse. Da war Fuchs auf
dem Höhepunkt seiner Karriere und hatte sich
vor allem mit feinsinnigen Serenaden einen
Namen gemacht. Gerühmt wurde er vor Allem für
seine großzügigen Melodiebögen – besonders
schön im Adagio des dritten Quartetts zu
erleben.
Schöngeist
Das Minguet Quartett trifft den Wiener Tonfall
dieser zu Unrecht vernachlässigten Kompositionen
perfekt. Fuchs´ klare Formensprache
und verschwenderischer Motivreichtum sind bei
den vier Kölnern in den besten Händen. Es hat
auch sein Gutes, wenn jemand nicht alle Moden
mitmacht - für so viel Schönheit, wie in diesen
vier Quartetten steckt, kann man eigentlich nur
dankbar sein!