Zupfkuchen
Ausgerechnet im Balalaikaorchester der Roten Armee
in Moskau fanden Wladimir Peskin und Timofej
Dokschitzer Unterschlupf vor dem stalinistischen
Terror der 1930er Jahre. Und wer weiß - vielleicht
wäre ohne diese Begegnung aus Dokschitzer nicht
der Jahrhunderttrompeter geworden, als der er heute
immer noch verehrt wird. Es war Peskin, der dem
jungen Ausnahmetalent die Musik schrieb, die ihn
berühmt machte. Giuliano Sommerhalder hat sich auf
die Spuren dieser Notgemeinschaft gemacht, die zu
einer äußerst fruchtbaren Symbiose wurde.
Biskuit
Peskin erkannte Dokschitzers enorme Begabung auf
Anhieb. Und er forderte den jungen Virtuosen heraus:
Das quirlige Scherzo, Peskins erste eigene
Komposition für Trompete und Klavier, fand
Dokschitzer anfangs unspielbar; er biss sich aber
durch die enormen technischen Anforderungen
hindurch und meisterte seinen Part schließlich
bravourös. Von blechbläserischer Schwerfälligkeit
keine Spur: Ganz in russischer Tradition behandelt
Peskin die Trompete mit spielerischer Leichtigkeit,
fast wie eine Geige.
Aroma
Drei Trompetenkonzerte sind aus Peskins Feder
überliefert. Die im Titel angekündigte Orchesterbegleitung
hat es jedoch nie gegeben, auch wenn der
Klaviersatz etwas anderes erwarten lässt: Auch Kasia
Wieczorek hat am Klavier alle Hände voll zu tun.
Unter ständiger Hochspannung entsteht eine
emotionale Intensität, wie sie nur in Russland zu
finden ist. Es geht aber auch anders: Das Prélude
entfaltet eine ätherische Aura von tonaler
Unbestimmtheit – dem originellen Werk ist das
befreite Aufatmen des künstlerischen Individuums
nach Stalins Tod geradezu anzuhören.
Glasur
Über jeden Zweifel erhaben ist Giuliano
Sommerhalders Trompetenspiel. Seine makellose
Technik und sein federleichtes Spiel begeistern
weltweit. Bereits als Zwölfjähriger gewann er den
Trompetenwettbewerb des Moskauer Tschaikowsky-
Konservatoriums – und die Freundschaft Timofej
Dokschitzers. Und so ist diese (SA-)CD mehr als nur
eine wertvolle Repertoireergänzung: Eine respektvolle
Verneigung vor dem großen Vorbild.
