Beschreibung
Auf den Leib
Wolfgang Rihm hat sich wie kein zweiter Komponist unserer Zeit mit dem Faszinosum der menschlichen Stimme auseinandergesetzt. Vom intimen Lied bis zur opulenten Oper reicht sein Schaffen, das an die Ausführenden enorme Anforderungen stellt, dabei aber das Gesangliche nie aus den Augen verliert. Holger Falk hat mehrere Opern Rihms als Hauptdarsteller aus der Taufe gehoben und arbeitet immer wieder eng mit dem Komponisten zusammen; Steffen Schleiermacher gehört zu den profiliertesten Pianisten der aktuellen Musik. Ihre Auswahl mit Liedern Rihms reicht vom frühen „Wölfli-Liederbuch“ bis zu „6 Gedichte von Friedrich Nietzsche“ von 2001 und erlaubt so einen spannenden Einblick in die künstlerische Entwicklung eines der gefragtesten zeitgenössischen Komponisten.
Durch den Wind
Mindestens so bemerkenswert wie die Musik ist die Auswahl der zu Grunde liegenden Texte. Rätselhaft, vielschichtig, komplex und widersprüchlich: Gleich zwei der auf dieser CD versammelten Autoren haben ihr Werk in einer Nervenheilanstalt verfasst, zwei weitere beendeten ihr Leben in geistiger Zerrüttung. Der Schweizer Adolf Wölfli ist wohl der erste, der in seiner Schizophrenie als Künstler ernst genommen wurde; in ungebremstem Schaffensrausch entstand ein unüberschaubares Werk aus Zeichnungen und Texten, dessen naturgewaltigem Entstehen Rihm im überraschenden Finale dieser CD eine dramatische Referenz erweist.
An die Sonne
Friedrich Nietzsche nimmt in Rihms OEuvre einen besonderen Platz ein. Neben zahlreichen Liedern thematisiert auch seine Oper Dionysos (mit Holger Falk in der Titelrolle) den zerrissenen Philosophen. Eigentlich unvertonbar, bieten Nietzsches geheimnisvolle, fragmentarisch wirkende Texte Anlass zu einer musikalischen Auseinandersetzung, die die tiefgründigen Worte mit andern Mitteln fortspinnt. Und Jakob Lenz, der schon den revolutionären Georg Büchner faszinierte, inspiriert Rihm zu einem ausdrucksstarkem Zyklus: In „An die Sonne“ trifft deklamatorische Expression auf ehrliches, tief empfundenes Pathos: Grandios!
Mit voller Kraft
Und dann ist da noch Sloterdijk: Ausgerechnet „Wortlos“ ist die dem sprachgewaltigen und medienaffinen Universalphilosophen gewidmete Komposition für Stimme und Klavier betitelt. Und tatsächlich: Der Sänger schweigt … … … … ...
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