Wende
Zwei “Werk-Zeugen” der letzten Jahrhundert- und
Zeitenwende, präsentiert vom Leipziger Streichquartett:
Schönbergs spätromantisches D-Dur-
Quartett aus Brahms' Todesjahr und das frühe
Streichquartett Nr. 1 op. 7 – beides Werke, auf deren
Interpretation durch die Leipziger Kammermusik-
Eminenzen man gespannt sein muss ...
Ideal
Das bemerkenswerte Jugendwerk aus dem Jahre
1897 trägt keine Opuszahl und zeigt den späteren
Revolutionär noch deutlich der Tradition verpflichtet:
Sonatensatz, Variationensatz und Rondo sind Formen,
in denen sich noch tiefer Glaube an spätromantische
(Klang-)Ideale widerspiegelt.
Ahnung
Wie wir aus peniblen Tagebuchaufzeichnungen
wissen, arbeitete Schönberg im Frühjahr 1904 an
seinem Streichquartett Nr. 1. In der Phase der erweiterten
Tonalität konzipiert, zeigt es Schönbergs eigenartige
Liebe für d-Moll - schon die Verklärte Nacht und
Pelleas und Melisande setzte er auf diese Tonstufe.
Noch reagierten die Fachleute auf die Extravaganz
des Schönberg-Quartetts nicht entsetzt, sondern
allenfalls verwundert: Sie charakterisierten sein
Experimentalwerk als "harmonisch kühn" und
"rhythmisch verzwickt" und ahnten nicht, dass dies
erst der Beginn einer grundlegend neuen Ästhetik
sein sollte ...
Spitze
Die vier Musiker des Leipziger Streichquartetts haben
es reichlich bewiesen, dass sie ihren erstklassigen
Namen in der Kammermusikwelt zu recht führen:
Spätestens seit den MDG-Einspielungen mit Kompositionen
der 2. Wiener Schule und dem spektakulären
Schubert-Zyklus sind Andreas Seidel, Tilman Büning,
Ivo Bauer und Matthias Mossdorf zum “most
sophisticated and imaginative ensemble at the
moment” (BBC) geworden. Mittlerweile liegen mehr
als 50 exklusiv bei MDG erschienene CDs vor.