Newcomer
Carl Amand Mangold – nie gehört? Dann wird es aber höchste Zeit, denn die interessant besetzte Kammermusik, die das entdeckungsfreudige Berolina Ensemble brandneu bei MDG auf Super Audio CD eingespielt hat, zeigt einen originellen, an großen Vorbildern geschulten Geist in der Mitte des 19. Jahrhunderts, der sich nicht scheut, eigetretene Pfade zu verlassen.
Netzwerker
Drei Studienjahre in Paris nutze Mangold zum Netzwerken: Berlioz, Chopin, Liszt und viele andere pflegten Umgang mit dem Spross einer alten Musikerfamilie. Für Schumanns „Neue Zeitschrift für Musik“ berichtete er exklusiv aus der Seinemetropole; die Kontakte, die er nach seiner Rückkehr an den Darmstädter Hof mit den Protagonisten der deutschen Romantik schloss, ermöglichten ihm die Aufführung eigener Werke auch weit über die Grenzen des hessischen Großherzogtums hinaus.
Nothelfer
Sein Streichquartett verzichtet auf eine zweite Violine und setzt stattdessen auf einen Kontrabass, der immer wieder mal im Duett mit der Geige den Ton angibt und für geradezu symphonische Klangfülle sorgt. Reizvoll auch das Bläserquintett, dessen serenadenhafter Tonfall in der Tradition des klassischen Divertimento steht.
Nassauer
In seinem Septett „Erinnerungen an die die Niederlande des Jahres 1565“ beweist Mangold, der etliche, zu Lebzeiten häufig gespielte Opern verfasste, sein dramatisches Talent: Vom martialischen Aufeinandertreffen der Spanier und Niederländer über das zarte Tête-à-Tête zwischen Egmont und Klärchen bis hin zur hoffnungsfrohen Verquickung des Geusenliedes „Wilhelmus von Nassau“ mit dem evangelischen Choral „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ spannt Mangold eine mitreißende Erzählung des historischen Stoffes am Vorabend des blutigen Massakers, das auch Schiller, Goethe und viel andere schon zur künstlerischen Auseinandersetzung anregte.
Absolut hörenswert!