Ladenhüter
Über fünfzig Jahre lang dirigierte Eduard
Nápravník an der Kaiserlichen Oper im Mariinski-
Theater zu Sankt Petersburg; der bis heute
legendäre Ruf des Theaters geht ganz
wesentlich auf die „Ära Nápravník“ zurück. Dass
der begnadete Orchesterleiter auch ganz
vorzüglich zu komponieren wusste, zeigt das
Spyros Klaviertrio mit der Ersteinspielung seiner
beiden Klaviertrios, auf einer SACD, die jetzt bei
MDG erschienen ist.
Wegbereiter
Dabei ist es wenig überraschend, dass sich in
Nápravníks Werken immer wieder opernhafte
Elemente finden. Und auch wenn er entgegen
der kaiserlichen Vorliebe für alles Italienische oft
und gern die Musik seiner russischen
Zeitgenossen auf das Programm setzte – er
dirigierte unter anderem die Uraufführung von
Tschaikowskys „Pique Dame“ und Mussorgskys
„Boris Godunow“ – meint man doch gelegentlich
Anklänge an Verdi zu vernehmen.
Blitzmerker
Dass Nápravník bei insgesamt über viertausend
absolvierten Vorstellungen überhaupt Zeit zum
Komponieren fand, ist erstaunlich. Seine rasche
Auffassungsgabe erlaubte es ihm, bereits die
zweite Opernprobe auswendig zu dirigieren.
Es wird kolportiert, dass der legendäre Felix
Mottl eine von Nápravník vorbereitete
Generalprobe zu Wagners „Tristan“ nach einer
halben Stunde abgebrochen haben soll – es
gäbe nach der exzellenten Vorarbeit nichts mehr
zu proben…
Senkrechtstarter
Das Spyros Piano Trio mit Tatiana Korsunskaya,
Bartek Niziol und Denis Severin fand sich eher
zufällig zusammen, um Kammermusik von
Louise Adolpha Le Beau zu spielen. Die dabei
entstandene Einspielung bei MDG erntete sofort
höchstes Kritikerlob und wurde 2015 mit dem
begehrten ECHO Klassik ausgezeichnet – beste
Voraussetzung für eine vertiefte Zusammenarbeit,
die mit Nápravníks Werken eine
willkommene Fortsetzung findet.