Volltreffer
Als „französischer Beethoven“ wurde George Onslow
bereits zu Lebzeiten gehandelt. Die ungewöhnliche
Auszeichnung, die besonders seiner vielfältigen
Kammermusik galt, wird dem Rang des Komponisten
jedoch nur ansatzweise gerecht. Gemeinsam mit dem
Ma´alot Quintett beleuchtet Markus Becker auf dieser
SACD Onslows virtuose Seite: Sowohl das
Bläserquintett op. 81 als auch das Sextett op. 30
trafen als salontaugliche Virtuosenkonzerte
punktgenau den anspruchsvollen Geschmack der
gehobenen Pariser Gesellschaft.
Spitzenreiter
Fünf Jahre alt war George Onslow, als die Französische
Revolution ausbrach – für die adlige Familie mit
britischen Wurzeln ein gewaltiger Einschnitt. Und so
verbrachte der junge Mann die folgenden zwei
Jahrzehnte auf Wanderschaft durch Europa, nahm
Unterricht bei Dussek in Hamburg, bei Cramer in London
und schließlich – nach seiner Rückkehr nach Frankreich
– beim berühmten Anton Reicha in Paris. Die vielfältigen
Anregungen fanden in einem überaus individuellen
Personalstil ihren Niederschlag, der Onslow neben
Berlioz zum wohl bedeutendsten französischen
Komponisten seiner Zeit machte.
Schöpferdrang
Mit den Blasinstrumenten beschäftigte sich Onslow
vergleichsweise spät. Erst als technische Neuerungen
wie die vom findigen Theobald Böhm entwickelte
Ringklappenmechanik die Einsatzmöglichkeiten enorm
erweiterten, fanden Flöte & Co. sein Interesse.
Besonders das späte Bläserquintett op. 81 schöpft
hier aus dem Vollen: Die bislang eher
leichtgewichtige, mehr serenadenhafte Gattung steht
bei Onslow der vermeintlich gewichtigeren
Kammermusik für Streicher in punkto Tiefgang in
nichts nach.
Dauerbrenner
Das Sextett op. 30 ist in dieser Hinsicht eine singuläre
Ausnahme, wenngleich sogar eine doppelte: Wohl mehr
aus geschäftlichen denn aus künstlerischen Gründen
veröffentlichte Onslow das Salonkonzert auch in einer
Version mit Streichquintett. Die Bläserfassung
präsentieren das Ma´alot Quintett und Markus Becker mit
hinreißendem Schwung. Die feine Auflösung der
Instrumentenfarben und der filigran aufgezeichneten
Raumklänge kommt natürlich in der 3-D-Mehrkanalwiedergabe
der SACD besonders eindrücklich zur
Geltung, aber auch die Stereofassung lässt unmittelbar
erfahren, wieso das Werk noch 20 Jahre nach seiner
Entstehung zu den beliebtesten Stücken der Pariser
Salons gehörte!