Auf der neuesten Edition ihrer vielfach preisgekrönten Reihe mit Cellosonaten aus den Niederlanden bringen Doris Hochscheid und Frans van Ruth Werke von Henk Badings und Sem Dresden zusammen – für viele ältere Niederländer immer noch geradezu ein Tabubruch, denn jenseits aller musikalischen Unterschiede sind die Schicksale der beiden eng verflochten.
Wieder vier neue Katalog-Entdeckungen
„with unbridled zeal, exemplary precision, and … passionate enthusiasm” (Classical Net)
Sem Dresden war Direktor des Königlichen Konservatoriums in Den Haag, als er 1941 unter deutscher Besatzung
sein Amt räumen musste. Sein Nachfolger wurde der eine Generation jüngere Henk Badings. Nach dem Krieg mit
dem Vorwurf der Kollaboration konfrontiert, konnte Badings nachweisen, sein Amt so unpolitisch wie möglich
ausgeübt zu haben; er hatte sogar die Ehefrau seines Vorgängers als Gesangslehrerin eingestellt.
Während in Dresdens erster Cellosonate die Einflüsse Debussys unüberhörbar sind, spannt sich in der zweiten
ein Bogen von berührender Intensität; verspielt im ersten Satz, mit ungeraden Takten jonglierend, entwickelt
sich das Werk über ein vollständiges Zerbröseln im zweiten zu einem unglaublich desolaten dritten Satz, dessen
Ende versöhnliche Hoffnung verspricht. Ganz anders Badings: Seine Sonaten, von tief empfundenem elegischen
Grundton, spielen mit fernöstlichen Anklängen, die der Komponist in seiner Jugend auf Java aufgesogen hat.
Doris Hochscheid und Frans van Ruth haben bereits jetzt Musikgeschichte geschrieben. Mit ihrem Projekt „Niederländische Cellosonaten“ haben sie nicht nur längst vergessene Komponisten ihrer Heimat rehabilitiert, sondern auch das Kammermusikrepertoire um eindrucksvolle Werke erweitert. Ihre meisterhaften Interpretationen unterstreichen den herausragenden Wert der wiederentdeckten Kompositionen, die noch dazu technisch herausragen und im feinsten 2+2+2 Recording auf Hybrid-SACD veröffentlicht werden.