Spannung
Gleich zu Beginn wartet die neue Folge der Haydn-Edition des Leipziger Streichquartetts mit einer Überraschung auf: Eines der wenigen Werke in Moll eröffnet den Reigen der drei Quartette aus op. 9. Und die ausdrucksstarke, an historischen Quellen geschulte Interpretation des bestens aufeinander eingespielten Ensembles garantiert auch in Volume 15 wieder eine Stunde spannenden Hörvergnügens.

Widerstand
Mit op. 9 emanzipiert sich Haydn von den überkommenen Konventionen. Die einzelnen Stimmen gewinnen zunehmend an Bedeutung, und auch wenn die erste Violine immer wieder unangefochten die Führungsrolle übernimmt, blitzen vielfach polyphone Motivverarbeitungen auf, kommentieren und imitieren auch die tiefen Streicher, dass es eine Freude ist.

Leistung
Haydn ist auf der Suche. Die „klassische“ Sonatenform ist noch nicht etabliert, stattdessen bestimmen Dramatik und Ausdruck das Geschehen. Besonders das d-Moll-Quartett fesselt mit zwingender Expressivität, die dem Primarius vor allem im langsamen Satz Raum für mitreißendes Gestalten gibt. Das Quartett in B-Dur wiederum beginnt mit einem ausgedehnten Variationssatz, der unterwegs wesentliche Aufgaben für die zweite Violine und das Cello vorsieht.

Kapazität
ass bei Haydn keine Zeit bleibt für Langeweile, hat das Leipziger Streichquartett inzwischen hinreichend unter Beweis gestellt. Die aktuelle Einspielung zeigt, dass auch die frühen Werke eigenständig neben den ungleich berühmteren späten Quartetten bestehen können. So individuell wie die Stücke selbst, so einzigartig auch die Darbietung des Leipziger Streichquartetts: Haydn zum Verlieben!