Symbiose
Von Liebe, Glück, Leidenschaft, Untergang und
Versöhnung … Die Gattung „Lied“ spielte in der Romantik
eine bedeutende Rolle. Nicht zuletzt zahlreiche
Transkriptionen der großen Virtuosen reflektierten das
hochromantische Liedgut und öffneten ihm das Podium der
virtuosen Konzertwiedergabe. Claudius Tanski, mit
zahlreichen Plattenpreisen überhäufter Pianist, präsentiert
mit seinem jüngsten Rezital „Auf Flügeln des Gesanges“
den weit gefassten Klangbogen von Mendelssohn über
Schumann, Liszt bis zu Gustav Mahler.
Fingerzeig
Heines Gedicht „Die Lorelei“ gehört zum deutschen
romantischen Hausschatz. Sie wird von Liszt mit
hochvirtuosen strudelnden Tremoli als Untergangsszenario
zum nachvollziehbaren Programm. In der Übertragung des
Mendelssohn Liedes gelingt Liszt in wunderbarer Weise die
Singstimme mit der Begleitung pianistisch zu verschmelzen.
Der Interpret muss zur Darstellung der Singstimme
permanent den linken und rechten Daumen verwenden,
derweil die übrigen Finger mit den umspielenden Begleit-
Arpeggien vollauf beschäftigt sind.
Gefühlswelt
Auch Schumanns „Phantasie“ sind keine Grenzen gesetzt:
„Durchaus phantastisch und leidenschaftlich vorzutragen“
steht als Überschrift und Tempobezeichnung vor dem
Beginn, der den Hörer gleich in einen Strudel
überschäumender Leidenschaft und Gefühlsausbrüche
mitreißt. Vermutlich ist es der an Virtuosität kaum zu
übertreffende Schlussteil, der dieses Werk so selten in den
Konzertsälen erklingen lässt…
Tonspur
In Anlehnung an Welte-Mignon-Aufnahmen, für die Mahler
selbst eigene Werke transkribierte und einspielte, hat
Claudius Tanski eine behutsame Übertragung der „Lieder
eines fahrenden Gesellen“ vorgenommen. Wie er dabei
vorging, erläutert der Pianist in einem aufschlussreichen und
sehr persönlich abgefassten Essay. Dass ihm für diese
Einspielung das Klangvolumen eines Steinway-DKonzertflügels
von 1901 in hervorragender Akustik und
feinste SACD-Technik zur Verfügung stand, erhöht den
Klangreiz dieser Zusammenstellung ungemein.
Fazit: Absolut hörenswert!