groß
Da hat Thomas Zehetmair gleich einen gewaltigen
Pflock eingeschlagen: Anton Bruckners 3. Sinfonie ist
Zehetmairs diskografischer Erstling als Chefdirigent
des Musikkollegium Winterthur. Das traditionsreiche,
vielfach ausgezeichnete Schweizer Orchester
überzeugt einmal mehr mit kammermusikalischer
Beweglichkeit. Für den grandiosen Bruckner-Klang
sorgt nicht zuletzt die überwältigende Akustik der
Stadtkirche zu Winterthur – perfekt eingefangen in
dreidimensionaler Aufnahmetechnik des 2+2+2
Recording und veröffentlicht auf hochauflösender
Super Audio CD.
bestechend
Bruckners Unsicherheit seinen eigenen Werken
gegenüber ist legendär. Immer wieder überarbeitete er
seine Sinfonien tiefgreifend – oftmals aufgrund nur
einzelner kritischer Äußerungen. Die „Dritte“ war
allerdings bei der Uraufführung ein echtes Desaster,
sogar Orchestermusiker sollen während der
Darbietung das Podium verlassen haben. Vielleicht
war die geradezu anbiedernde Anhäufung von
Wagner-Zitaten dann doch etwas zuviel des Guten.
Folgerichtig eliminierte Bruckner noch im Jahre der
Uraufführung sämtlichen unterwürfigen „Tristan“- und
„Ring“-Ballast - und schuf damit ein Werk von
überzeugender Stringenz.
beeindruckend
Gustav Mahler erkannte als einer der wenigen bereits
in der Urfassung Größe und Bedeutung der Sinfonie.
Sein vierhändiger Klavierauszug ist auch eine
Reverenz an den Komponisten, der mit der dritten
Sinfonie endgültig seine persönliche Handschrift
gefestigt hat. Schroffe dynamische Kontraste, weite
Klangflächen und immer wieder choralartige Motive
prägen das Werk.
grandios
Was manchem Riesenorchester schwerfällt, schaffen
die Winterthurer mühelos: Bruckners originale
Temporelationen zu realisieren, ist eine echte
Herausforderung. Die synkopierten Unisono-
Nachschläge im Finale erreichen durch das geforderte
Allegro eine brachiale Gewalt, die man der schlanken
Orchesterbesetzung kaum zugetraut hätte. So frisch
hat man seinen Bruckner lange nicht
erlebt!