Kostbar
Um Haydns neue Streichquartette haben sich die Liebhaber buchstäblich gerissen. Graf Apponyi erhielt schließlich den Zuschlag für sage und schreibe 100 Dukaten – und für ein Jahr das exklusive Aufführungsrecht. Die heute noch mit dem adeligen Namen verknüpften Quartette op. 71 belegen den ausgeprägten Geschäftssinn, den Haydn nach seiner Dienstzeit beim Fürsten Esterhazy an den Tag legte. Aber noch mehr fasziniert uns heute die souveräne Meisterschaft eines Komponisten auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft.

effizient
Apponyi selbst war talentierter Geiger, und so verwundert es nicht, dass die Quartette für den Primarius ebenso anspruchsvolle wie dankbare Aufgaben vorsehen. Aber Haydn hatte noch jemand anderen im Blick: Johann Peter Salomon, Haydns berühmter Londoner Impresario war ebenfalls Violinist von Rang. Salomon veranstaltete ganze Konzertreihen mit Haydns Werken und führte wahrscheinlich die Quartette op. 71 erstmals in den berühmten Hanover Square Rooms auf.

klangstark
Heute ist Haydn dafür bekannt, die akustischen Gegebenheiten seiner Aufführungsstätten bei der Komposition geschickt auszunutzen. So scheinen die kraftvollen Akkorde zu Beginn von Quartett Nr. 1 das Publikum buchstäblich erst einmal zur Ruhe zu rufen – bei bis zu 900 Personen in den Hanover Square Rooms sicher nicht ohne Grund… Der von Zeitgenossen bereits gerühmte Nachhall des Konzertsaals kommt immer wieder durch überraschende Pausen zur Geltung.

meisterhaft
Das Leipziger Streichquartett zelebriert Haydns Einfälle mit Witz und Charme. Brillant in den weitläufigen solistischen Passagen, vor allem aber kammermusikalisch auf höchstem Niveau, lassen die drei Quartette op. 71 den Wiener und Londoner Hype der 1790er Jahre wieder auferstehen. Die natürliche, unaufdringliche Aufnahmetechnik tut ihr Übriges, die klassischen Meisterwerke auf das ihnen gebührende Podest zu heben.