Dreiklang
Das Triumvirat der zweiten Wiener Schule ist komplett:
Nach Schönberg und Webern präsentiert Steffen
Schleiermacher nun Alban Berg und seine Schüler
anhand von Maßstab setzenden Klavierkompositionen.
Logelei
Berg reifte nach eigener Aussage erst durch den Einfluss
Arnold Schoenbergs zu einem „richtigen“ Komponisten
heran: Mehr als 60 Stücke hatte er bereits geschrieben,
dann erst vollendete er 1909 eine Klaviersonate, die er
für würdig hielt, als op. 1 in sein Werkverzeichnis
einzugehen. Sein Schüler Theodor W. Adorno
komponierte kurze Klavierstücke, die an Miniaturen von
Schönberg und Webern anknüpfen, in ihrer Wirkung aber
später von Adornos philosophischen und
musikästhetischen Höhenflügen überdeckt wurden. Er
weist übrigens in einer Analyse nach, dass Berg in op. 1
keine einzige Note „zufällig“ komponiert habe. Alles sei
aus strenger Logik erwachsen.
Kleinkunst
Fritz Heinrich Klein entwickelte den „Mutterakkord“, der
nicht nur alle zwölf Töne, sondern auch alle elf Intervalle
enthält… Mit dem Frühwerk Die Maschine – eine
extonale Selbstsatire, hier eingespielt gemeinsam mit
Markus Zugehör, schuf Klein unter Pseudonym bereits
1921 auch das erste gedruckte Zwölftonwerk überhaupt,
worüber Schönberg allerdings gar nicht lachen konnte.
Anstifter
Hans Erich Apostel blieb seinem Lehrer Alban Berg weit
über dessen Tod verbunden. Er arrangierte den vierten
Satz der Berg-Oper Lulu für vierhändiges Klavier und
betreute bis in die sechziger Jahre hinein die
Neuausgaben der Opern Wozzeck und Lulu. Als
Komponist ließ sich Apostel durch Künstlerfreundschaften
mit Malern seiner Zeit inspirieren. In
diesem Zusammenhang sind auch die zehn
Klavierstücke namens Kubiniana entstanden, die auf
Bleistiftzeichnungen von Alfred Kubin zurückgehen.
Spurenleser
Über Schleiermachers vielfach preisgekrönte CDEditionen
muss man kein Wort mehr verlieren – außer
dem Hinweis, dass der Pianist immer wieder mit gut
formulierten und hoch interessanten Textbeiträgen
überrascht, wovon auch dieses Booklet ein beredtes
Zeugnis gibt.