durchsichtig
Rätselhaft bleibt bei Erik Satie der Zusammenhang zwischen der betörend-schlichten Musik und den zuweilen sehr merkwürdigen Titeln: Was soll man sich unter „Vertrocknete Embryonen“, „Vorletzte Gedanken“ oder „Automatische Beschreibungen“ vorstellen? Steffen Schleiermacher macht gar nicht erst den Versuch einer Deutung. In der inzwischen 8. Folge seiner Satie-Einspielung lässt er die Assoziationen wirken, die Titel, Texte und Spielanweisungen aus-lösen. Heraus kommt Musik von jener bestechenden Klarheit, die bereits Saties avantgardistische Zeit-genossen an dem verschrobenen Eigenbrötler so sehr bewunderten.

irrtümlich
Die hier versammelten „Zyklen“ sind meist dreiteilig und allesamt überraschend kurz, einige bewegen sich nur im Fünftonraum und scheinen geradezu Kinderstücke zu sein… Und mitunter bedient Satie sich bei verstorbenen Kollegen - und führt Pianist wie Publikum schon wieder in die Irre: Das Motiv der „berühmten Mazurka von Schubert“ ist – natürlich - weder von Schubert, noch ist es eine Mazurka…

vorbildlich
„Sports et Divertissements“ fällt ganz aus dem Rahmen: Satie komponierte die insgesamt 22 Miniaturen im Auftrag als musikalische Begleitung zu einer Sammlung von Kupferstichen eines seinerzeit berühmten Modezeichners. Die Bilder illustrieren das Freizeitvergnügen der Bessergestellten, vom Tennis bis zum Segeln, und tatsächlich findet man auch in der Musik manche Entsprechung – nicht ohne das übliche Augenzwinkern: Eröffnet wird die Sammlung mit einem „unappetitlichen Choral“…

widerrechtlich
Bei aller vermeintlichen Schlichtheit der Musik sind Saties Manuskripte wahre Meisterwerke der Kalligrafie, die zusammen mit den kuriosen Spielanweisungen („ohne Erröten des Fingers“ – „von der Spitze der Augen und im Voraus zurückgehalten“) an einem Künstler wie Steffen Schleiermacher nicht spurlos vorübergehen. Das laute Vorlesen seiner skurrilen Texte hat Satie übrigens ausdrücklich untersagt – unter Androhung rechtlicher Konsequenzen…