haiku
Fremd klingen ihre Namen, doch eigenartig vertraut ihre
Werke: Japanische Komponisten haben uns sanft die
Ohren für den zerbrechlichen Naturklang des fernen
Ostens geöffnet. Heute sind die Kompositionen geradezu
Klassiker der Neuen Musik, die durch das
ausgesprochene Fingerspitzengefühl eines Steffen
Schleiermacher in der Anthologie Asia Piano Avantgarde
erneut ihre fernöstlichen Blüten treiben können...
Zen
Alles begann mit der Sehnsucht, mindestens in Europa
oder den USA studiert zu haben: Für fast alle
japanischen Komponisten führte der Kontakt mit der
westlichen Musik zunächst zu einer Verarmung der
Nationalkultur, bevor sie sich in den frühen 60er Jahren
zum ersten mal ausdrücklich zu ihren Wurzeln
bekannten.
Pagode
Von da drehte sich der Wind der Kulturen: Mit
Feuereifer und großer Neugier saugte die
europäische Avantgarde die neuen, sensiblen Klänge
der japanischen Gäste auf – sei es die religiöse
Klangwelt eines Kazuo Fukushima, der durch seine
buddhistischen Texte und Gesänge faszinierte, sei es
die intensive Naturbeobachtung eines Toshio
Hosokawa...
Sodoku
Auch Joji Yuasas Musik griff gestisch auf die
geheimnisvoll geladene Atmosphäre seiner Heimat
zurück. Toshio Ichiyanagi ging andere, cage-nahe Wege:
Er operierte mit „Unbestimmtheit“ und „Zufall“, schlug
Prozesse vor – und nahm kurioserweise den Weg seines
Vorbildes Cage zum japanischen Zen-Buddhismus
vorweg. Maki Ishii forderte die aktive Mitarbeit des
Interpreten und erweiterte die Klangkompetenz des
Pianisten auf Glockenspiel, Tamtam und Claves –
genügend Stoff für Überraschungen...
Fujijama
Schleiermacher ist im wahrsten Sinne des Wortes ein
ausgezeichneter Pianist: Ungezählte Schallplattenpreise
weisen ihn als Gipfelstürmer avantgardistischer
Klaviermusik aus. Seine Einspielungen bei MDG geben
der Neuen Musik das, was ihr gebührt: Sensibilität,
höchste Aufmerksamkeit und Tiefgang.