Grande Opéra
Stefan Irmer hat ein Faible für die französische
Klaviermusik. Nach seiner umfangreichen Gesamtsicht
des in Paris entstandenen „sündigen“ Alterswerks von
Rossini und einer kürzlich veröffentlichten Einspielung
der 13 Nocturnes von Gabriel Fauré folgt jetzt eine
weitere prallvolle Gesamteinspielung der eher unbekannten
Klavierwerke von Jules Massenet.
Grand Prix
Er wurde einer der wichtigsten französischen Musikdramatiker,
allerdings erhielt Massenet noch während
seines Studiums am Conservatoire einen ersten Preis
im Fach Klavier, war Preisträger des Prix de Rome,
lernte daraufhin 1864 über Liszt seine Schülerin und
spätere Ehefrau kennen - und verdiente sein
Auskommen als Paukist…
Pantomime
Die Klavierwerke entstanden quasi nebenbei im
Zeitraum von 40 Jahren – keine Frage, dass er sich
schon in seiner 1861 entstandenen ersten Grande
Fantaisie nach einem Thema aus Meyerbeers Pardon
de Ploermel der hochvirtuosen Klangwelt der
Opernszene nähert. In den 10 Genrestücken op. 10
blitzt das Zeitalter des französischen Barock und des
Rokoko auf, teils humorvoll karikierend, teils im Stil der
typischen Genrestücke des 19. Jahrhunderts. Sein Le
romain de d’Arlequin ist eine einfach gehaltene, aber
charmant vorgetragene Pantomime für Kinder. Und in
Un Momento musicale von 1897 erweist er sich als
Meister der klanglichen Suggestion.
Chapeau
Stefan Irmer weiß die vielfältigen Klangschattierungen
des Steinway Konzertflügels punktgenau zu dosieren.
Seine wie selbstverständliche Virtuosität ist nie
Selbstzweck. Man höre nur mal, wie er in Papillions
Noirs und Papillons blancs (1907) die üppig
schillernden Flügelschläge der Schmetterlinge in
Farbe, Gestalt und Bewegung auflöst.