J.C. Superstar
Drei große Phasen hat das Leben Christi: die Geburt – das
Wirken – die Passion. Franz Liszt hat diese Abschnitte zum
Thema einer geistlichen Oper gemacht – sicherlich sein
bedeutendstes sakrales Werk. MDG präsentiert das ebenso
umfangreiche wie vielschichtige Opus in einer neuen,
ambitionierten Einspielung auf drei SACDs mit dem
Beethoven Orchester Bonn unter der Leitung von Roman
Kofman, dem Tschechischen Philharmonischen Chor Brno
und vier renommierten Solisten.
F.L. Superstar
Schon in seiner Jugend hatte Liszt den Wunsch Priester zu
werden, doch er musste die Rolle des Klavier spielenden
Wunderkinds übernehmen. Die weiteren Stationen sind
bekannt: Der gefeierte Virtuose gastierte in sämtlichen
Musikmetropolen und avancierte zum umschwärmten Salonund
Tastenlöwen. Auf die Idee eines „Gesamtkunstwerks“
als Vereinigung von Theater und Kirche kam er erst, als er
1861 nach einer gescheiterten Liebesbeziehung in Rom
Zuflucht suchte und sich von da an ausschließlich der
Kirchenmusik widmet. Liszt selbst wendet sich in diesem
Lebensabschnitt dem tiefen Glauben zu: Kurz vor
Vollendung des „Christus“ lässt er sich im Vatikan die
Tonsur schneiden, um – so ein Chronist – „im schwarzen
Priestergewande die Ruhe und Befriedigung zu suchen, die
ihm sein bisheriges Leben nicht gewährt“.
1a Supersound
Es ist schon eine faszinierende Wirkung, wenn nach
zwanzigminütiger Orchester-Einleitung die Sopranstimme
des Engels völlig unbegleitet erscheint… Neben einem
groß besetzen Orchester verlangt die Partitur vier Solisten,
Chor, Orgel und Glocken, die zum Beispiel den Einzug
Christi nach Jerusalem zu einem Klangfest ersten Ranges
werden lassen. Die besondere Raumbezogenheit der
Komposition – Liszt wünscht, dass die Osterhymne durch
einen unsichtbaren Frauenchor nur in Begleitung eines
Harmoniums erklingt – kommt der Mehrkanalwiedergabe der
SACD natürlich im besten Sinne entgegen.
Supertipp
Die Uraufführung des Christus-Oratoriums dirigierte Franz
Liszt 1873 in der protestantischen Stadtkirche von Weimar.
Angesichts eines Werkes voller lateinischer Bibeltexte und
katholischer Liturgie passt der Ort der neuen Einspielung
deutlich besser: die Heilig-Kreuz-Kirche in Bad Godesberg
bietet dem Aufnahme-Team von MDG einen exzellenten
Rahmen für einen phänomenalen Hörgenuss. Ein Muss für
jeden Wunschzettel!