aufgeschlossen
Kaum ein Drama Goethes lebt so von den
inneren Spannungen und Konflikten seiner
Protagonisten wie „Egmont“. Um diese
existenziellen Seelenzustände überzeugend auf
die Bühne zu bringen, verlangte der Dichterfürst
schon für die Uraufführung in den
Schlüsselszenen Musik. Unter seinem neuen
Chefdirigenten Dirk Kaftan hat sich das
Beethoven Orchester Bonn jetzt Ludwig van
Beethovens Schauspielmusik vorgenommen –
mit einem großartigen Matthias Brandt, der die
gemeinsam mit Dramaturg Tilman Böttcher
erstellte Fassung des Dramenstoffs mit
erschütternder Intensität zu verkörpern versteht.
zukunftsweisend
Denn weder Musik noch Drama sind ohne
einander denkbar. Das zeigen schon die vier
Zwischenaktmusiken, die eine echte
Scharnierfunktion zwischen den Aufzügen
ausfüllen. Und die Siegessinfonie am Ende weist
auf die endgültige Befreiung der Niederlande von
spanischer Herrschaft hin, die – in ferner Zukunft
liegend - im Stück gar nicht behandelt wird. Das
ganze Werk erhält dadurch einen geradezu
revolutionären Duktus – sicher ganz im Sinne
des Weimarer Meisters.
erschütternd
Auch die Rolle Klärchens, der Geliebten
Egmonts, erfährt durch ihre beiden Lieder eine
Tiefe, die weit über das auf dem Sprechtheater
Mögliche hinausweist. Fabelhaft: Olga
Bezsmertna, gefeierte Solistin der Wiener
Staatsoper, bringt Klärchens Schwärmen, ihre
Energie und ihre Hingabe zu Egmont grandios
auf die Bühne. Ihr „Pfeifchen“ aus dem ersten
Lied kommt in der Siegessinfonie am Schluss
zum Einsatz – wem da nicht der Schauer über
den Rücken läuft…
mitreißend
Die intimste Verbindung gehen Text und Musik
wohl im Melodram ein: Zutiefst berührend, wie
Matthias Brandt als „Egmont“ erst den Schlaf
herbeisehnt und dann im Traum Klärchens
Erscheinung gewahr wird! Für das livehaftige
Theatererlebnis ist auch diese Bonner
Produktion im dreidimensionalen 2+2+2-Klang
aufgenommen und in feinster Super Audio CDTechnik
gefertigt – im wahrsten Sinne audiophil!