Witzbold
„so leicht… dass man es auch mit einem Finger spielen
kann“, sagt Hanns Eisler in der Widmung seines
Shimmy. Die ironische Übertreibung ist hier
offensichtlich, das lässt sich nicht von allen Stücken auf
Steffen Schleiermacher neuestem Klavieralbum sagen:
Was ist ernst gemeint und was möglicherweise eine
hintergründige Anspielung auf die moderne Musik
seiner Zeit? Letztlich ist das für die kenntnisreiche und
akribische Zusammenstellung unerheblich: einfach
hören und staunen.
Wüterich
Wie sein Lehrer Schönberg zeigte Eisler eine Vorliebe
für Variationen. Und so wird auch dieses Programm
von zwei umfangreichen Variationswerken
eingerahmt, der frühen 2. Sonate und den Variationen
aus dem Jahr 1947. Schleiermacher liefert auch eine
Originalfassung des Sonatenthemas, die zeigt, wie sich
ein introvertiertes Klavierstück im Laufe des
Kompositionsprozesses in den wütenden Aufschrei
eines jungen Musikers verwandelt.
Wertsache
An den Variationen lässt sich gut nachvollziehen, wie
schwer Eisler sich zuweilen beim Komponieren tat.
Gleich drei Finale sowie eine äußerst seltsame Coda
beschließen das Werk, das der Komponist immer
wieder aus der Schublade holte, um Änderungen und
Ergänzungen vorzunehmen. Die Klavierstücke Opus 8
und Opus 32 scheinen ihm wesentlich leichter von der
Hand gegangen zu sein.
westwärts
Ganz zu schweigen von besagtem Shimmy oder
Cowboy Baumann fell off the Crazy Horse – die Nähe
zum Schöpfer erfolgreicher Filmmusiken oder flotter
Arbeiterlieder ist offensichtlich. Schleiermachers
Eisler-Anthologie gibt einmalmehr einen Einblick in ein
spannendes Komponistenleben, das zumindest in der
westlichen Welt noch viel zu wenig Beachtung findet.